Venedig erobert die Welt · Die Dogen-Republik zwischen Macht und Intrige by Crowley Roger

Venedig erobert die Welt · Die Dogen-Republik zwischen Macht und Intrige by Crowley Roger

Autor:Crowley, Roger [Crowley, Roger]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sachbuch-Geschichte & History
ISBN: 9783806225198
Herausgeber: Theiss
veröffentlicht: 2011-09-02T00:00:00+00:00


Am 11. Mai zog Francesco, der Herrscher von Padua, mit allen Einwohnern in einer Prozession zur Kirche, »sie sangen und dankten dem Herrn für den Sieg über die Venezianer … und es war eine große Freude und ein buntes Treiben, es gab viele Feste in der Stadt, die Kirchenglocken läuteten und am Abend wurden Freudenfeuer und Lichter auf den Plätzen und im ganzen Stadtgebiet entzündet«.87

Pisani hatte nun die traurige Pflicht, die Niederlage zu melden. Es galt keine Zeit zu verschwenden. Ein Schiff wurde nach Venedig gesandt, ein anderes zu den Kolonien in der Levante. Die Nachricht sorgte für große Bestürzung. Die Bürger waren verblüfft, zornig und verängstigt. Sie weinten um ihre Verwandten – und aus Angst vor der unmittelbaren Gefahr, die der Stadt nun drohte. Es gab keine Flotte mehr zu ihrem Schutz. Viele erfahrene Kapitäne und Seeleute waren nun entweder gefangen oder tot; Pisanis Flotte war praktisch vernichtet; Zenos Flotte war weit weg auf hoher See. Alle spürten die große Gefahr, zusammen mit dem tief sitzendem Groll der Aristokraten gegen die Familie Pisani ergab sich daraus eine brisante Mischung. Eine allgemeine Mutlosigkeit legte sich über die Lagune. Nach Parenzo erging der Befehl, Pisani festzunehmen, »weil er daran schuld ist, dass die Republik nicht nur das Rückgrat ihrer Marine verlor, sondern auch die Freiheit der Meere, der Navigation, des Handels und der Steuern sowie die Zuversicht ihrer Bürger … an einem einzigen Tag, sogar in einer einzigen Stunde«.88

Am 7. Juli stolperte Pisani mit Ketten an Händen und Füßen den Landungssteg am Kai des Markusplatzes hinunter. Der Empfang war verhalten – die gemeine Bevölkerung bot ihm Trost, vom Adel kam nur Missgunst. Immer noch in Ketten erklomm er mühsam die Stufen zum Palast, um sich dort dem Dogen und Senat zu erklären. Doch die Möglichkeit wurde ihm verwehrt. Stattdessen wurde er eilig ins Gefängnis gebracht. Die Staatsanwälte erhoben Anklage gegen ihn und verlangten seinen Tod – die übliche Strafe für einen Kommandanten, der in der Schlacht die Flucht ergriff: Er sollte zwischen die beiden Säulen auf der Piazzetta San Marco geführt und dort »als Lehrstunde für die Bürger«89 enthauptet werden. Der Senat lehnte das Urteil ab – Pisani hätte es an Entschiedenheit gemangelt, nicht an Mut: Steno hatte ursprünglich auf den Angriff gedrängt und dann die Flucht ergriffen. Das Urteil wurde in sechs Monate Kerkerhaft und ein fünfjähriges Amtsverbot umgewandelt. Das freute vielleicht den gekränkten Adel, sorgte jedoch bei den Seeleuten und bei den Stadtbewohnern für Unmut, der schon bald in offenen Widerstand umschlagen sollte.

Während Pisani im Kerker saß, rückten die Genuesen näher. Ein anderer Doria, Pietro, hatte Lucianos Nachfolge angetreten. Mit 48 Galeeren nahm er alle Städte an der dalmatinischen Küste wieder ein, die Pisani erobert hatte, und hielt dann Richtung Norden auf den Golf von Venedig zu, wo er Rovigno, Grado und Caorle besetzte, nur 120 Kilometer von Venedig entfernt. Anfang August erschien Pietro Doria am Lido San Nicolò und kaperte ein Handelsschiff mit ägyptischer Baumwolle, während die Einwohner ohnmächtig zusahen. Er hielt sich weiter an die lidi und



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