Atlas der nie gebauten Bauwerke by Philip Wilkinson

Atlas der nie gebauten Bauwerke by Philip Wilkinson

Autor:Philip Wilkinson
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783423434430
Herausgeber: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
veröffentlicht: 2018-09-14T16:00:00+00:00


Angefangen hat die Geschichte im Jahr 1921, als die von dem Bauunternehmer Heinrich Mendelssohn und Hugo Stinnes neu gegründete »Turmhaus Aktiengesellschaft« eine Ausschreibung für ein neues Bürogebäude veröffentlichte. Die Investoren hatten die Absicht, bei der herrschenden Hyperinflation mit geliehenem Geld möglichst rasch reale Werte zu schaffen. Das Grundstück war das sogenannte »Spreedreieck« neben dem Bahnhof Friedrichstraße. Die Ausschreibung verlangte eine genau berechnete, große Bürofläche, die in einem höchstens 80 Meter hohen Gebäude untergebracht werden musste. Der Preis klang attraktiv, aber vor allem das mit dem prominenten Bauplatz verbundene Prestige war verlockend, und im Nachkriegsdeutschland waren große Bauprojekte nicht allzu häufig.

Für den 1886 in Aachen geborenen Ludwig Mies war der Wettbewerb eine große Gelegenheit. Vor dem 1. Weltkrieg hatte er nur kleinere und größere Villen im sogenannten Reformstil gebaut. Aber die Kriegsereignisse hatten ihn wie viele andere Architekten überzeugt, dass es Zeit für einen Neuanfang war und nicht weiter klassische Stilepochen kopiert werden durften.

Die 144 Architekten, die sich an der Ausschreibung beteiligten, fanden die unterschiedlichsten Lösungen für die Bebauung des Spreedreiecks. Es gab runde, dreieckige und sternförmige Grundrisse, und die Entwürfe zeigten oft traditionelle Gebäude mit historischen Elementen. Keiner der Entwürfe nutzte das ganze Grundstück, denn das hätte bedeutet, dass der Kern des Gebäudes vom Tageslicht nicht erreicht worden wäre. Für die Architekten der damaligen Zeit gab es die Faustregel, dass kein Arbeitsplatz weiter als siebeneinhalb Meter vom nächsten Fenster entfernt sein sollte. Mies allerdings fand eine Methode, um mehr Licht in das Gebäude zu bringen und gleichzeitig das ganze Grundstück zu nutzen, was die Büroflächen deutlich vermehrte. Er entwarf einen kleeblattähnlichen Grundriss, bei dem drei keilförmige Gebäudeteile in der Mitte verbunden, aber nach außen durch Lichtschächte voneinander getrennt waren. So erhielt der Turm seine unverwechselbare kristalline Gestalt. Kein anderes Haus hatte so spitze Ecken oder eine so dramatisch gegliederte Glasfassade.

Auf dieser Darstellung wurde der kristalline Entwurf von Ludwig Mies in ein zeitgenössisches Foto montiert, um den Kontrast zwischen den alten Berliner Bauten und dem gläsernen Hochhaus besonders dramatisch zu inszenieren.



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