V wie Viktor by A Schwarz
Autor:A Schwarz [Schwarz, A]
Die sprache: deu
Format: mobi
ISBN: 9783844826692
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
8.
Die Tür flog auf. Stieà laut scheppernd an der Wand an. Lin und ich schreckten hoch, sie schrie leise auf. Im grellen Gegenlicht konnte ich die Gestalt einer Frau ausmachen. Sie blieb in der offenen Tür stehen, wieder hörte ich diese kalte, emotionslose Stimme.
"Aufstehen! An die Wand mit euch! Wenn sich eine von euch rührt â¦"
Sie hob kurz die Waffe, die sie in der Hand hatte. Lin begann zu zittern und klammerte sich an mich. Ich schob sie sachte von meinen Beinen und zog sie mit mir nach oben.
"Komm Liebes, wir tun lieber, was sie sagt."
Obwohl ich nur geflüstert hatte, kam die Quittung sofort.
"Maul halten! Und ein bisschen Tempo!"
Während wir uns an die gegenüberliegende Wand stellten, schob sich eine zweite Gestalt an ihr vorbei, stellte eine Kiste neben der Tür ab und verschwand sofort wieder. Beide trugen Ski-Masken über den Köpfen, sodass ihre Gesichter nicht zu sehen waren. Ich schöpfte wieder ein wenig Hoffnung. Wenn sie sich weiter vor uns verbargen, bestand immer noch eine Chance hier lebend rauszukommen, zumindest in Hollywood war das immer so.
»Hör endlich auf zu flennen!«, schnauzte sie Lin an, »ihr habt wirklich Glück, dass er noch Pläne mit euch hat. Wenn es nach mir ginge â¦Â«
Wieder sprach sie den Satz nicht zu Ende.
Er? Wer er? Was verdammt nochmal ging hier vor?
Sie stand immer noch in der Tür, ihre Haltung strahlte Anspannung und Gewalt aus, als ob sie noch darüber nachdachte. Mein Mund war plötzlich ganz trocken.
Bitte! Geh! Bitte!!!
Lins Griff wurde immer fester, meine Finger waren schon taub. Ich versuchte mich möglichst sanft zu befreien, aber sie lieà nicht locker. Unsere Kidnapperin deutet auf die Kiste.
»Teilt es euch gut ein, mehr bekommt ihr nicht.«
Sie schnaubte verächtlich, drehte sich um und schlug die Tür hinter sich zu. Der Hall dröhnte laut durch den leeren, groÃen Raum. Wir wagten nicht zu atmen und blieben minutenlang regungslos an der Wand stehen, bis wir sicher waren, dass sie nicht wiederkam.
»Komm Liebes, wir schauen mal nach, was da drin ist. Lin! Sie ist weg! Du kannst mich loslassen.«
Es war eine Holzkiste und sie roch irgendwie muffig, aber die Neugier war gröÃer. Also öffnete ich sie vorsichtig, um erleichtert aufzuatmen. Darin lagen mehrere groÃe Plastik-Wasserflaschen und eingeschweiÃte Sandwiches. Daneben stand ein Behälter, den ich zunächst nicht zuordnen konnte.
»Hast du eine Ahnung, was das ist?«
Lin streckte den Kopf über meine Schulter und sagte: »Ein Trockenklo, was sonst?«
Ich starrte sie kurz an, ihren vollkommen ernsten Gesichtsausdruck, der so gar nicht zu dieser lapidaren Antwort passte und begann zu prusten. Sie grinste mich schief an und schnappte sich eine der Wasserflaschen.
»Wie die in den Flugzeugen. Ist doch gut. Dann müssen wir wenigstens nicht ins Eck pinkeln.«
Das war's mit meiner Fassung! Ich lachte hysterisch, bis mir die Tränen liefen, konnte mich fast nicht mehr beruhigen. Sie trank ungerührt und streckte mir dann die Flasche hin. Das eisige Wasser kühlte mein Gemüt wieder etwas ab. Nachdem wir einen Teil der Sandwiches verspeist hatten, streckten wir uns auf der Bank aus. Lin lag vor mir, sie war kleiner und leichter, also konnte ich sie besser im Arm halten.
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