Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes by Robert Brack

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes by Robert Brack

Autor:Robert Brack [Brack, Robert]
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: Edition Nautilus
veröffentlicht: 2012-04-20T22:00:00+00:00


Über der Laubenkolonie im Nordwesten der Stadt flatterte noch immer die rote Fahne. »We’ll keep the red flag flying here«, hatten die Genossen in London gesungen, zur Melodie von »O Tannenbaum«, wie Klara amüsiert festgestellt hatte. Später war ihr das Lied recht schwermütig vorgekommen, aber das hatte vielleicht nur an ihrer eigenen Gemütsverfassung gelegen. Hier in der Kolonie Felseneck zeugte die Flagge mit Hammer und Sichel vom Widerstandsgeist der Bewohner dieser bescheidenen, selbst gezimmerten Hütten, die sich recht unordentlich über ein eingezäuntes Terrain verteilten. Jetzt im Winter wirkten die Gärten unter den kahlen Ästen hoher Bäume karg und unwirtlich. Auf dem hart gefrorenen Boden und den flachen Dächern lag von Holz- und Kohleruß verschmutzter Schnee. Die Abenddämmerung brach herein.

Die Kommandozentrale des RFB lag in einer Hütte, die von außen nicht zu sehen war, da die umliegenden Lauben sie verdeckten und geschickt gezogene Zäune den Zugang erschwerten. Klara musste durch ein kleines Labyrinth laufen, nachdem zwei Jungs vom KJVD sie mit großspuriger Geste angehalten und kontrolliert hatten. »In Ordnung, Genossin, du wirst schon erwartet.« Der Weg wurde erschwert durch ausgehobene Gruben, die nur teilweise mit Brettern überdeckt waren.

Der Widerstand formiert sich im Kleingartenverein, dachte Klara bitter, wieso nicht in den Fabriken?

Klara klopfte an eine Tür ohne Klinke, von der die Farbe abblätterte. Ein stämmiger Mann von ungefähr fünfzig Jahren öffnete und winkte sie wortlos herein. Er trug grobes Arbeitszeug, offenbar in mehreren Schichten übereinander. In der Hütte war es kalt, Ritzen in der Bretterwand hatte man notdürftig mit Pappe verklebt. Der Holzfußboden war rissig, Klara registrierte eine Klappe, die in den Untergrund führte. Ein Bett, ein Schrank, ein kalter Kanonenofen, aber keine persönlichen Gegenstände.

Zwei jüngere Männer standen vor einem Arbeitstisch und sortierten Werkzeug in eine Kiste. Der RFB-Mann schickte sie fort. »Ihr wisst, um was es geht.« Sie packten die Kiste, einen großen Hammer, eine Axt und ein Brecheisen und verließen die Hütte.

»Ich hab wenig Zeit, Genossin. Wir haben alle Hände voll zu tun. Sind so eine Art Schleuse. Exponierte Genossen müssen raus, heißt die Devise. Damit kamen sie ein bisschen spät, hätte man früher klarmachen können, dass wir hier ein Reisebüro aufmachen sollen. Fahrdienste organisieren ist eins, aber die Fahrzeuge beschaffen … ehrlich gesagt ist das was Neues … Autos knacken. Aber die Jungs sind ja erfinderisch. Ich hab nur gelernt, Polizeiwachen oder Kasernen zu überfallen, um Waffen zu organisieren. Auto fahren kann ich gar nicht.« Er lachte. »Wir dachten, die Revolution kriegen wir auch mit dem Fahrrad hin, solange der, der hinten auf dem Gepäckträger sitzt, eine Pistole hat. Na ja, wir haben unsere Ausrüstung verbessert … und jetzt also Kraftwagen, und da fragst du dich natürlich, wie kriegst du eine Garage gebaut oder mehrere, darüber machen die in der Leitung sich keine Gedanken, die denken, prima Idee, in der Laubenkolonie ist Platz, unübersichtliches Terrain. Und als ich frage, wie sie sich das konkret vorstellen, hieß es, legt doch einfach Laub über die Autos – jetzt im Winter! Aber Not macht erfinderisch, wir haben ein Bootshaus vom Seeufer weggetragen,



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