Turai 4: Die Reise zu den Elfeninseln by Scott Martin

Turai 4: Die Reise zu den Elfeninseln by Scott Martin

Autor:Scott, Martin [Scott, Martin]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-09-22T16:00:00+00:00


11. Kapitel

Lady Yestar ist ganz anders, als ich erwartet habe. Als Gemahlin Lord Khurds und aufgrund ihrer eigenen, sehr vornehmen Herkunft hatte ich mir vorgestellt, dass sie eher kühl und zurückhaltend wäre, auf diese unnachahmliche Art und Weise distanziert, die nur ein Elf aus einem alten, aristokratischen Geschlecht beherrscht. Einige der großen Elfenfamilien können ihren Stammbaum bis zur Großen Flut zurückverfolgen. Dieser Vorfall ist für die Menschen zu einem Mythos geworden, aber für die Elfen ist er einfach nur ein Datum im Geschichtsbuch.

Und Yestar sieht schon beeindruckend aus: Sie ist groß, blass und hat beinah ätherische Züge. Der erste Eindruck legt nahe, dass sie eine Elfe ist, welche die Angelegenheiten eines turanianischen Ermittlers nicht einmal wahrnimmt. Aber da habe ich mich geirrt. Wie sich herausstellt, ist sie eine sehr freundliche, fröhliche und intelligente Elfenlady, die uns herzlich begrüßt, während sie über den Begeisterungsausbruch ihrer Tochter lacht. Außerdem schminkt sie sich die Augen, was unter den Avulanerinnen ziemlich selten vorkommt.

Isuas wiederum scheint in der Gegenwart ihrer Mutter wie verwandelt. Sie stolpert zwar immer noch über Teppiche, aber ihre Schüchternheit ist verflogen, und sie benimmt sich auch nicht mehr wie das hoffnungslos unzulängliche Kind einer sehr beschäftigten und wichtigen Familie.

Mein Respekt für Lady Yestar steigt noch weiter, als sie mir auf meine höflich vorgebrachte Bitte um eine Flasche Bier erklärt, dass es zwar im Palast und anderen ähnlich eleganten Orten nicht genossen wird, aber dennoch gebraut und von vielen gemeinen Elfen auch mit Vergnügen getrunken wird.

»Ich könnte meine Dienerschaft fragen, wo Ihr vielleicht andere Elfen trefft, die dem Getränk frönen.«

Mittlerweile habe ich die Wirkung des Thazis längst abgeschüttelt, bin aber nicht sicher, dass Makri das ebenfalls gelungen ist. Überrascht bemerke ich, wie sie Isuas liebevoll eine Kopfnuss gibt und ihren grünen Schlapphut bewundert.

»Möchtet Ihr ihn gern haben?«, meint Isuas und reibt sich den Hinterkopf.

Makri möchte und akzeptiert das Geschenk hocherfreut.

»Geiler Hut«, sagt sie und stülpt ihn sich auf ihre Mähne. Sie sieht ziemlich lächerlich aus.

»Geil« ist ein Wort aus der orgkischen Umgangssprache, das Makri benutzt, wenn sie etwas schätzt. Es ist allerdings an einem Ort wie diesem hier vollkommen unpassend, um nicht zu sagen verpönt, aber glücklicherweise scheint Lady Yestar nie mit der orgkischen Umgangssprache in Berührung gekommen zu sein und lässt den Ausdruck kommentarlos durchgehen.

»Ihr müsst ein sehr interessantes Leben führen«, meint Lady Yestar. »Isuas erzählt ständig Geschichten von Euch.«

»Allerdings, ziemlich interessant«, stimmt Makri ihr zu. »Ich war Gladiatorenmeisterin der Orgks und bin jetzt Kellnerin in der Rächenden Axt. Außerdem studiere ich an der Innungshochschule in Turai. Und ich sammle Geld für die Vereinigung der Frauenzimmer. Sie versuchen, die Stellung der Frau in Turai zu verbessern. Behandeln die Männer auf Avula Frauen auch wie eine niedere Lebensform? Turanianische Männer sind schrecklich. Ihr würdet nicht glauben, was ich mir als Kellnerin alles gefallen lassen muss.«

Als Eröffnung für ein geistreiches Gespräch mit Avulas Herrscherin ist das ebenfalls ziemlich unpassend, aber Lady Yestar reagiert auch darauf mit einem Lachen. Außerdem gesteht sie uns, dass auch sie einige schreckliche Männer kennen gelernt hat, damals. Ich trinke einen Schluck Wein und lasse die beiden plaudern.



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