Trinkerbelle: Mein Leben im Rausch by MIMI

Trinkerbelle: Mein Leben im Rausch by MIMI

Autor:MIMI [MIMI]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2023-02-28T23:00:00+00:00


Zerplatzte Seifenblase

Ich öffne die Augen und schaue auf eine Uhr. Es ist sechs Uhr.

Die Bettdecke, die mich einhüllt, ist leicht und warm, unter anderen Umständen würde ich mich jetzt umdrehen und mir eine weitere Runde Schlaf gönnen. Aber die Umstände sind, wie sie nach zwei Flaschen Rotwein, die ich in weniger als zwei Stunden getrunken haben muss, eben sind. Obwohl ich schnell betrunken werde, weil ich schnell kippe, vergesse ich selbst im schlimmsten Suff wenig. Ich bin zwar nicht mehr Herrin meiner Sinne und Worte, schon gar nicht meiner Taten und am allerwenigsten meiner Blase, aber meine Festplatte speichert trotzdem alles ab. Mir ist recht zügig klar, wo ich bin.

Ich schäle mich so schnell, wie ich es in diesem Zustand schaffe, aus dem Bett und sammele meine Schuhe, den Mantel und die Tasche ein. Fein säuberlich liegen sie da, als gehörten sie einer Person, die ihr Leben im Griff hat.

Und nicht mir.

Ich muss wieder.

Das Masterbad, vom Schlafzimmer abgehend, sieht noch schöner aus als das Bad, in dem ich mich neben der Schüssel entleert habe. Ich frage mich, ob ich wirklich alles weggewischt habe und nicht lieber noch mal nachschauen soll, bevor ich unbemerkt verschwinde. Ich vermeide es, mein Spiegelbild anzustarren, aber hier ist alles verspiegelt, hier lässt sich wirklich wenig vermeiden.

Ich erschrecke vor mir selbst. Mein Gesicht ist mit kleinen roten Pusteln übersät und meine Augenlider sind geschwollen.

»Oh, mein Gott!«, flüstere ich meinem Spiegelbild zu. »Scheiße!«

»Das sieht aus wie eine Histamin-Allergie«, höre ich seine Worte in meinem Rücken und erschrecke wieder.

Da steht er, lässig im Türrahmen lehnend, in Sportbekleidung und verschwitzt. Er war offensichtlich schon joggen. Er schwitzt, ich dünste aus. Seine Haut wirkt gesund durchblutet, meine ungesund befleckt.

»Oh, hey, ja, wahrscheinlich. Ähm. Guten Morgen. Danke, dass du mich ins Bett verfrachtet hast.« Ich senke den Blick, weil ich ihn nicht halten kann. Ich sehe genauso aus, wie ich mich innerlich fühle.

»Kein Problem. Möchtest du einen Kaffee? Frühstücken?«

Ich möchte weder Kaffee noch frühstücken, ich möchte einfach nur weg.

»Nein danke. Das ist sehr lieb von dir, aber ich würde dann jetzt einfach gehen. Ich bräuchte vielleicht ein Taxi?«

»Also, wenn du herausfindest, wo du wohnst, dann fahre ich dich«, sagt er lächelnd.

Auch das möchte ich nicht, auf keinen Fall. Ich rieche aus dem Mund und will so, wie ich gerade aussehe, sicher nicht neben ihm sitzen. Ich will gehen. Und zwar so schnell wie möglich.

»Nein, nein, danke. Ich habe deine Zeit schon genug strapaziert. Tut mir auch leid wegen gestern. Offensichtlich habe ich den Wein nicht vertragen. Ich nehme ein Taxi.«

Er nickt und schaut mich eine Weile schweigend an. Die Situation wird für mich immer unangenehmer. Was will er denn jetzt noch?

»Mimi, weißt du, es geht mich eigentlich nichts an. Aber du hast in nicht mal zwei Stunden zweieinhalb Flaschen Wein getrunken.«

Und ruckzuck ist sie wieder da, meine Wut. Ich spüre, wie sie sich an meinem Hals hochklopft. Am liebsten würde ich sagen, dass es ihn wirklich nichts angeht, es geht ihn einen Scheißdreck an, wie viele Flaschen ich getrunken habe, und dass er mich einfach gehen lassen soll.



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