Transition Das Programm. Roman by Luke Kennard

Transition  Das Programm. Roman by Luke Kennard

Autor:Luke Kennard [Kennard, Luke]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426442227
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


26

Als Karl das Haus betrat, hörte er ein knarrendes, trommelndes Geräusch aus dem ersten Stock. Er machte sich nicht bemerkbar und zog ganz leise den Mantel aus. Auf der Treppe wurde ihm klar, dass das Geräusch aus Jannas und Stus Schlafzimmer kam. Bevor er auf die Leiter zu seinem Quartier stieg, blieb er vor der Schlafzimmertür stehen. Sie war alt, das Schlüsselloch stammte noch aus der Zeit, als jeder für alles einen Schlüssel mit sich herumtrug. Das dumpfe Schlagen, das Knarren folgte einem unregelmäßigen Rhythmus und ging manchmal in ein schnelles Trommeln über, dessen Takt sich aber zügig änderte. Karl hielt den Atem an, ging auf die Knie, kniff ein Auge zu und drückte die Wange gegen das kalte Metall des Schlosses. Sein Sichtfeld war schwarz gerändert, aber er hatte klare Sicht auf das Trapez, das etwas höher angebracht zu sein schien als damals, als Genevieve darauf geschaukelt hatte.

Janna trug einen zweiteiligen blauen Lycraanzug. Sie saß auf dem Trapez, ließ beide Beine auf der einen Seite der Stange baumeln und lehnte am Seil wie jemand in einem amerikanischen Roman, der in einer Hängematte liegt. Dann kippte sie plötzlich nach hinten und unten weg wie eines der Bilder in einem Aufklapp-Bilderbuch, hing nur noch an einem Bein, während die Hände zum Boden zeigten; sie zog sich wieder hoch, umklammerte mit beiden Händen die Stange, schwang sich zweimal ganz herum und ließ sich nach vorn fallen, so dass sie mit dem Bauch auf der Stange lag, als würde sie mitten in der Luft schwimmen, bevor sie sich abstieß, dabei ein Bein um beide Seile wickelte, es wieder löste und mit dem Rücken zu ihm auf dem Boden landete.

Karl hätte fast lautstark applaudiert. Er zitterte. Regelverstöße lösten bei ihm immer ein starkes Zittern aus. Janna schälte ihr Top ab, rollte die Leggings nach unten und streckte sich. Karl starrte durch das Schlüsselloch und ermahnte sich, dass das jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, um sich endlich davonzuschleichen. Aber er rührte sich nicht vom Fleck. Sie wickelte sich in ein rosafarbenes Handtuch.

»Du kannst reinkommen, wenn du willst«, sagte sie zu keinem Bestimmten.

Karl hielt den Atem an.

»Ehrlich«, sagte sie und löste ihre Haare. »Es stört mich nicht. Ich finde es super.«

Karl erhob sich. Er war knallrot. Er drehte am Türknauf, der laut klackte, zog die Tür auf, trat aber nicht ein.

»Schau dich an«, sagte Janna und lächelte. »Es muss dir nicht peinlich sein.«

»Ich …« Karl kam sich wie ein kleiner Junge vor. »Ich entschuldige mich aufrichtig, dass ich dich heimlich beobachtet habe.«

»Du warst bloß neugierig.« Sie zog das Handtuch unter den Schultern fest. »Das ist ein Trapez.«

»Ich weiß. Ich dachte, es schwingt vor und zurück.«

»Es besteht aus Intelligentem Seil. Das kann so hart wie eine Brechstange werden oder so weich und geschmeidig wie ein Faden. Man muss nur die Enden verknäueln. Entwickelt …« Sie grinste. »… von einem Protegé von Transition. Willst du mal probieren?«

»O, nein danke. Dazu müsste ich besser in Form sein.«

»Na, das wird noch. Ich werde jetzt duschen. Leider hat das Badezimmer kein Schlüsselloch.



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