Totzeit by M. Sean Coleman

Autor:M. Sean Coleman [M. Sean Coleman]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783732509157
Herausgeber: Bastei
veröffentlicht: 2015-07-06T22:00:00+00:00

13.

Niall McCartney geriet in Panik. Er hätte schon früher aussteigen sollen, aber er hatte zu lange damit gewartet, und jetzt war die ganze Sache aus dem Ruder gelaufen. Inzwischen wussten sie alles über ihn. Er hatte sie zu nah an sich herankommen lassen, bevor ihm bewusst geworden war, was da passierte. Er hatte regelrecht Angst gehabt, nach allem, was geschehen war, am Vorabend nach Hause zu kommen, und war deshalb im Büro geblieben, wo alle noch arbeiteten und das noch immer von Stimmengewirr erfüllt war. Außerdem hatte er sich wegen des Angriffs so mies gefühlt, dass er bleiben wollte, um zu versuchen, so viel wie möglich wieder in Ordnung zu bringen.

Nachdem das Lösegeld gezahlt war und die Dateien freigegeben wurden, hatte Niall ein paar Stunden in seinem Büro gesessen und versucht, seine Spuren zu beseitigen, aber er konnte nur auf seinen eigenen Desktopcomputer zugreifen, da Uli Hirsch logischerweise alles andere gesperrt hatte, sodass Niall auf keinen der Trading-Engine-Server zugreifen konnte. Er wollte wissen, wie weit diese Leute gehen würden, hatte aber das unbestimmte Gefühl, dass die Desai Group die Woche nicht überstehen würde. Aber den Untergang des Unternehmens würde er selbst nicht mehr mit ansehen – er hatte bereits genug getan.

Niall hatte versucht, sich bei den Water Boys einzuloggen, weil er wissen wollte, ob bei einem der anderen ein ähnlicher Angriff erfolgt war, hatte aber nur eine einzige Nachricht entdeckt, die ihn darüber informierte, dass die Gruppe geschlossen worden sei, und dass er auf sich aufpassen solle. Schon bei seiner letzten Unterhaltung mit Shylock vor über einer Woche hatte Niall das Gefühl gehabt, dass sie sich unausweichlich der nächsten Phase näherten, und Desai würde nicht das einzige Opfer sein, aber im Netz fand er keine Informationen darüber, dass noch andere Firmen angegriffen worden waren. Vorerst war alles ruhig.

Niall wusste, dass er mit jemandem reden sollte, aber dadurch würde er seine Mittäterschaft eingestehen, und damit wäre sein Schicksal in Bezug auf seine Partner besiegelt. Shylock hatte ihm eindeutig zu verstehen gegeben, dass er enttäuscht von ihm war, als Niall versucht hatte auszusteigen, aber er hatte ihm auch mit deutlichen Worten mitgeteilt, dass es sein Todesurteil wäre, wenn er sie verriet.

Nun zermarterte Niall sich das Hirn, wie er melden konnte, was geschehen war, ohne dass es sich zu ihm zurückverfolgen ließ, aber ihm wollte nichts einfallen. Deshalb packte er nun seine Taschen und plante seine Flucht. Er würde Ellie Desai anrufen, sobald er in Sicherheit war, und ihr gestehen, was er getan hatte. Zumindest einen Teil davon. Dabei wollte er ihr allerdings nicht ins Gesicht sehen. Vor allem wollte er dafür sorgen, dass ihm nichts mehr passieren konnte, wenn er Ellie die schlimmen Neuigkeiten mitteilte.

Dank der Manipulation des Algorithmus hatte Niall ein Vermögen verdient. Er wusste, dass er gierig war, da er nach den Maßstäben normaler Menschen ohnehin schon sehr viel Geld verdiente, aber die Möglichkeit, noch viel mehr abzuschöpfen, war zu verlockend gewesen. Auch wegen der Prahlerei innerhalb der Gruppe hatte Niall nicht anders gekonnt: Sie hatten alle ihre Arbeitgeber auf

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