Tödliche Gedanken by Johanus Marcus

Tödliche Gedanken by Johanus Marcus

Autor:Johanus, Marcus [Johanus, Marcus]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: #subject#
ISBN: 978-3-95818-047-4
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
veröffentlicht: 2015-09-10T16:00:00+00:00


21.

Es dauerte eine Weile, bis ich in dem Chaos unserer Garage das alte Iglu-Zelt, meinen Trekking-Rucksack und eine Taschenlampe fand. Ich drückte ein paarmal den Knopf. Schüttelte sie. Nichts.

»Hallo, Patty!«

Ich zuckte zusammen.

»Lias?«

Ich drehte mich um und sah ihn im grauen Nachmittagslicht in der offenen Garagentür stehen, die Hände in die Seitentaschen einer schwarzen Lederjacke mit hochgeschlagenem Kragen gestopft und mit Nikes an den Füßen. Er trug eine schwarze Strickmütze aus der seine roten Haare hervorragten wie bei einem Kobold.

»Hey, du sprichst meinen Namen aus, als würde dir Dracula auf die Schulter tippen. Ich freue mich auch, dich zu sehen.«

»Ja, ‘tschuldigung. Was willst du?«

»Muss ich denn was Bestimmtes wollen, um dich zu sehen? Warte mal.« Er sah sich in der Garage um. »Habe ich dich bei etwas ertappt?«

»Nein, es ist nur – ich bin beschäftigt«, sagte ich. Ich schielte aus dem Augenwinkel zu ihm.

Er ließ seinen Blick noch einmal durch die Garage streifen, bis er eine Kiste gefunden hatte, auf die er sich setzen konnte. »Ach. Und womit?«

Ich seufzte. Eigentlich hatte ich keine Lust, alles zu erklären.

»Lias, dass ihr mir im Krankenhaus gegen Fulgur geholfen habt, war echt nett. Aber ich … ich.« Ich atmete tief durch. »Ich will dich schon gerne in meiner Nähe haben, aber ich fürchte mich, ich weiß auch nicht. Ich halte das im Moment einfach alles nicht aus. Ich glaube, es ist besser, wenn wir uns nicht sehen.«

Bis ich weiß, wer ich bin und was hier wirklich vor sich geht, ergänzte ich in Gedanken, sprach es aber nicht aus. Ich wollte lieber nur so wenig wie möglich reden. Im Augenblick war mir eher danach, allein zu sein.

»Jetzt krieg dich mal wieder ein.« Er sprang auf und stand mit einem Satz nur wenige Zentimeter vor mir. »Meinst du denn, für mich ist das alles leicht? Meine Exfreundin wurde zu einer Massenmörderin – nur kurz nachdem ich mit ihr Schluss gemacht habe. Und jetzt ist sie tot! Was glaubst du, wie ich mich fühle? Okay, vielleicht war es falsch, dass wir am See … dass ich so schnell … dass wir …«

Er legte die Hand über die Augen.

»Manchmal überhole ich mich selbst. Es tut mir leid, wenn ich dich verwirrt habe. Aber du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du die Einzige bist, die … Ich meine, jetzt, wo auch noch Ivo durchgedreht ist, habe ich den Eindruck, dass es jederzeit jeden erwischen kann. Als würde ein Virus in Kelltin wüten. Das ist doch alles krank.«

Lias nahm die Hand von seinen Augen. Jetzt konnte ich sehen, dass sie rot und wässrig waren. »Ich habe doch sonst niemanden außer dir.«

Ich konnte ihn nicht so stehen und weinen lassen. Also berührte ich ihn vorsichtig an der Schulter, streichelte sie. Es fühle sich so gut an. Zur Hölle, was soll’s! Ich umarmte ihn. Er beugte sich runter und vergrub sein Gesicht in meiner Schulter. Ich spürte ein Kribbeln, da, wo unsere Haut sich berührte.

»Was ist denn mit Marva und deinen Eltern?«

Lias schniefte. »Ich weiß auch nicht. Marva zieht sich zurück, seit wir dich im Krankenhaus besucht haben.



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