The Unvorgivable Words (1. Teil) by Kera Jung

The Unvorgivable Words (1. Teil) by Kera Jung

Autor:Kera Jung [Jung, Kera]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
Herausgeber: A.P.P. - Verlag
veröffentlicht: 2014-09-16T04:00:00+00:00


* * *

Die folgenden zwei Wochen werden zu den ungewöhnlichsten in Edwards bisherigem Leben.

Es gibt so viele Dinge, die er zum ersten Mal tut und die er niemals zuvor in Betracht gezogen hat. Daher verwirft er nach zwei Tagen jeden Versuch, sein irrationales Verhalten zu verstehen oder auch nur genauer zu hinterfragen.

Anthonia geht es schlechter, als er und Doktor Baker zunächst angenommen haben. Sicher, sie leidet an diesen vielen Verletzungen, aber die heilen, wenn auch sehr gemächlich. Doch da ist noch mehr; selbst Edward braucht über vier Tage, um das zu erkennen.

Der Arzt schaut täglich zur Visite herein, und es dauert nicht lange, bis sich die ersten deutlichen Fortschritte bemerkbar machen. Bereits nach wenigen Tagen kann sie ihr misshandeltes Lid heben, es offenbart ein Auge, das eher rot als grün ist, doch sie kann wenigstens damit sehen. Eine Sorge weniger.

Tatsächlich geht es ihr mit jedem Tag besser. Rein physisch.

Edward kann das mit Abstand am besten einschätzen, denn er pflegt sie, ohne den geringsten Schimmer zu haben, warum. Es handelt sich um einen mühsamen Job, der ihn über Gebühr fordert. In diesen zwei Wochen fährt er kein einziges Mal in die Firma.

Krisensituation hin oder her, ihm fehlt schlicht und ergreifend die Zeit. Harper ist nicht sonderlich begeistert, auch wenn er es nicht wagt, seine Kritik laut zu äußern.

Doch eine Alternative existiert für Edward nicht. Annähernd vierzehn Tage schläft er in ihrem Wohnzimmer auf der Couch und leidet danach an einem ernsthaften Rückenproblem. Daneben bringt er ihr das Essen, und zwar jede Mahlzeit, morgens, mittags und abends – obwohl Mrs. Knight nicht müde wird, ihre Hilfe anzubieten, die er zunehmend gereizt ablehnt.

Edward bringt Anthonia ins Bad, wartet davor, bis sie mit dem Duschen oder auch nur mit ihrem Besuch auf der Toilette fertig ist, und führt sie zurück in ihr Bett.

Bisher begegneten die Frauen ihm immer nur in perfektem Zustand. Die menschlichen Aspekte seiner bisherigen Freundinnen waren ihm nicht nur egal, er wollte auch absolut nichts davon wissen. Kein Bedarf an verschlafenen Augen, plaqueverseuchten Zähnen, ungekämmtem Haar oder einer triefenden, roten Nase, weil die Influenza zugeschlagen hat.

Allein die Vorstellung ist widerlich.

Doch Anthonias Äußeres, genau genommen alles, was mit einer Pflege einhergeht und worüber man nicht gern spricht, ist nicht der Grund, weshalb diese zwei Wochen für Edward so hart werden.

Es wird schwer, regelrecht deprimierend, weil es ihr eben nicht besser geht.

Obwohl er tatsächlich alles für sie tut und alles gibt, wird es sogar noch verheerender. Da ist dieses Flehen um Vergebung, das ihn bald wieder aus zwei Augen entgegenblickt. Und ist das nicht anwesend, dann diese mittlerweile verhasste Furcht.

Für selige fünf Minuten darf er sich der Illusion hingeben, es handele sich lediglich um die Nachwirkungen des Überfalls. Nur leider verhält es sich so keineswegs.

Tatsächlich hat Anthonia vor ihm Angst. Sehr schnell gewöhnt er sich an, den Raum zu verlassen, wann immer sie ihm ihre Furcht zu offensichtlich demonstriert, tief durchzuatmen und dann zu ihr zurückzukehren. Leider führt dieser Kompromiss nur zu der nächsten massiven Verschlechterung. Flucht ist demnach wohl keine adäquate Lösung.

Anthonia weint.



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