The Family Guest by Nelle Lamarr

The Family Guest by Nelle Lamarr

Autor:Nelle Lamarr [Lamarr, Nelle]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783749907151
Herausgeber: HarperCollins eBook
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


DREISSIG

Natalie

Ein neuer Montag. Ich wachte bestens gelaunt auf. Ich hatte gut geschlafen, und das Glück, das ich unserer Austauschschülerin mit der Überraschungsparty gestern Abend bereitet hatte, prickelte noch immer auf meiner Haut. Als ich nach Beverly Hills fuhr, um wie jede Woche meine Haare föhnen zu lassen, dachte ich an ihren ekstatischen Gesichtsausdruck, als sie in den Garten kam. Er war eine Million Dollar wert gewesen. Ich fühlte mich gesegnet, dass ich ihr so viel Freude bereiten konnte, nachdem sie das Gleiche für mich getan hatte.

Der einzige Dämpfer an diesem Morgen war Paige. Sie wachte mit schlimmen Menstruationskrämpfen auf und bat darum, zu Hause bleiben zu dürfen. Natürlich sagte ich Ja. Sie hatte bisher kaum einen Tag in der Schule gefehlt. Um Matt die zeitraubende Fahrerei zu ersparen, kam Lance vorbei und holte Tanya und Will ab.

Ich fand es seltsam, dass sich Lance nicht nach Paige erkundigte, und noch seltsamer, dass er gestern Abend auf der Party nicht eine Minute mit ihr zusammen war. Eine Zeit lang hatte ich ihn mit Tanya plaudern sehen, dann waren beide plötzlich verschwunden. Ich hatte das ungute Gefühl, dass irgendetwas vor sich ging. Ich musste mit Paige reden. Der Sache auf den Grund gehen, vielleicht später am Tag.

*

Pierre Michel, der ultraschicke, ultrateure Salon, den ich regelmäßig besuchte, lag am Beverly Drive, direkt neben dem hippen neuen Odéon-Hotel. Da ich spät dran war, ließ ich meinen Mercedes von einem der Parkplatzwächter des Hotels parken. Der Salon war sehr beliebt, und wenn man nur fünf Minuten zu spät kam, verlor man möglicherweise seinen Termin. Bei meinem vollen Terminkalender konnte ich mir das nicht leisten. Die unverschämt teure Parkservicegebühr konnte ich mir jedoch leisten.

Ich stürmte in den Friseursalon. Dort wimmelte es von Kundinnen, die sich die Haare schneiden, färben, föhnen ließen oder alles zusammen wollten. Der Geräuschteppich – das Schnipp-Schnipp-Schnipp der Scheren, das Summen der Föhne, das Gemurmel, die sinnliche französische Musik – ließ mich strahlen. Und ich bewunderte es, wie die Stylisten und Haarfärber wie Ballerinas herumtänzelten. Die totale Show. Ich liebte diesen Laden. Und Pierre Michel, der megatalentierte Inhaber, war mein persönlicher Stylist. Er verlangte eine unglaubliche Summe für einen Haarschnitt. Aber das war es wert. Es verging kein Tag, an dem ich nicht dankbar war. Ich dachte darüber nach, wie viel Glück ich hatte. Und wie anders mein Leben hätte verlaufen können.

Mit meiner monströsen, neuen Saint-Laurent-Tasche, einem liebevoll ausgesuchten Geburtstagsgeschenk von Matt, ging ich zur Empfangsdame. Ihr Name war Bev. Sie hatte stacheliges lilafarbenes Haar, die Arme voller Tattoos und eine ganze Menge Piercings, darunter eines im Nasenloch. Ich war froh, dass weder meine Töchter noch meine Austauschschülerin auf Piercings und Tattoos standen. Ich fand sie abstoßend, und sie erinnerten mich an jemanden, den ich hasste. Jemand, den ich vergessen wollte.

»Hallo, Bev«, sagte ich. »Ich hoffe, ich bin nicht zu spät. Der Verkehr auf der Wilshire war grauenhaft!«

Sie sah zu mir auf und lächelte. Ihre strahlend weißen Zähne kontrastierten mit ihrem aubergineschwarzen Lippenstift.

»Mrs. Merritt, Sie sind pünktlich. Giselle wartet schon auf Sie. Möchten Sie auf ihrem Stuhl Platz nehmen?«

Giselle war mein Föhn-Mädchen.



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