Target by Tom Cain

Target by Tom Cain

Autor:Tom Cain [Cain, Tom]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-05-15T00:00:00+00:00


41

Pierre Papin war hundemüde. Er hatte zwei Tage lang rund um die Uhr gearbeitet, praktisch ohne Pause. Seine Augen fühlten sich an wie Sandpapier, und ihm war, als hätte er eins über den Schädel bekommen. Mit jeder Minute wurde das Denken mühsamer, und seine Anspannung wuchs. Trotzdem kam er gut voran.

Einige Bewohner des Viertels hatten sich als unkooperativ erwiesen, doch selbst stumme Überheblichkeit hatte einen gewissen Mitteilungswert. Papin war in ein kleines Café gegangen, hatte nach dem Besitzer verlangt, den Ausweis gezückt und die Phantombilder gezeigt. Der Mann hatte mit den Schultern gezuckt und gesagt: »Nie im Leben gesehen.« Aber sehr schnell, er hatte nicht einmal richtig hingeschaut. Er hatte also sofort gewusst, um wen es sich handelte.

Da war ein kleiner Junge in dem Café gewesen, sechs oder sieben Jahre alt. Papin hatte sich vor ihn gehockt und ihm das Bild von Carver hingehalten. Er hatte seinen harmlosesten Tonfall aufgesetzt. »Hast du diesen Mann schon mal hereinkommen sehen?« Ehe der Junge antworten konnte, hatte der Cafébesitzer ihn hochgehoben und Papin den Zeigefinger vors Gesicht gestreckt. »Lassen Sie das Kind aus dem Spiel!«

Papin wusste also, dass er nahe dran war. Er klopfte an Türen, sprach Frauen an, die ihre Hunde ausführten oder die Einkäufe nach Hause trugen, stellte seine Fragen mit charmanter Höflichkeit. Carvers Adresse war bald herausgefunden. Doch er wusste nicht, ob seine Beute inzwischen in die Wohnung zurückgekehrt war.

Das musste er in Erfahrung bringen, bevor er seinen nächsten Schritt tat. Papin schleppte sich die endlose Treppe zum fünften Stock eines alten Wohnhauses hoch und klopfte an die Tür. Er hörte einen Schlüssel im Schloss, dann spähte eine äußerst respektable Dame im Pensionsalter durch den Türspalt. Der missbilligende Ausdruck war sicherlich ihr Standardgesicht.

Papin zeigte seine Karte und erklärte mit verlockend intrigantem Ton, er sei untröstlich, dass er Madame stören müsse, doch es gebe Hinweise auf einen illegalen Einwanderer, der neben ihr die Wohnung im Nachbarhaus bezogen habe. Bevor man geeignete Maßnahmen ergreifen könne, um die Nachbarschaft von der unerwünschten Person zu befreien, würde er gern feststellen, ob sich derjenige wirklich dort aufhalte.

Er brachte ein Gerät zum Vorschein, das wie ein Stethoskop mit Mikrophon aussah. Das schien die alte Dame zu überzeugen oder zumindest ihre Neugierde zu wecken. Sie ließ Papin herein, bot Kaffee und Plätzchen an (er lehnte überschwänglich dankend ab) und verfolgte fasziniert, wie er das Mikrophon an verschiedenen Stellen an die Wand zum Nachbarhaus hielt, um gespannt zu horchen.

Schließlich trat Papin von der Wand weg und klappte sein Gerät kopfschüttelnd zusammen. »Die fragliche Person ist nicht anwesend, Madame«, sagte er mit gebührender Enttäuschung. »Aber keine Sorge. Ich werde den ganzen Tag Wache halten. Er wird mir nicht entkommen.«

Ein paar Minuten später stand er auf dem obersten Treppenabsatz des Nachbarhauses vor einer schlichten dunkelblauen Tür.

Hier also versteckte sich seine Beute vor der Welt. Papin war versucht, einzubrechen und sich den Laptop zu schnappen. Das Gerät musste hier sein; Carver hatte es am Vormittag nicht bei sich gehabt. Doch es musste zwangsläufig Sicherheitseinrichtungen geben – Carver war nicht der Typ,



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