Tanz der Masken by Victoria Holt

Tanz der Masken by Victoria Holt

Autor:Victoria Holt [Holt, Victoria & Längsfeld, Margarete]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-22T00:00:00+00:00


Susannah auf der Insel

Bald danach brach mein letztes Halbjahr in der Schule an, und als ich nach Hause zurückkehrte, hatte sich Philip bereits auf der Insel niedergelassen.

Das neuerliche Zusammensein mit ihm stärkte meine Überzeugung, daß mein Verdacht unbegründet war. Cougabels Verhalten hatte mich auf diesen Gedanken gebracht, und wahrscheinlich hatte sie es absichtlich getan. Ich erinnerte mich, daß Luke Carter gesagt hatte, die Inselbewohner seien nachtragend und versäumten es niemals, sich zu rächen. Ich war es, die Cougabel eifersüchtig gemacht hatte, und da sie meine Gefühle für Philip kannte, zahlte sie es mir mit gleicher Münze heim.

Dummes Ding! dachte ich. Aber noch dümmer war es, daß ich so etwas auch nur eine Minute lang hatte glauben können.

Das Baby gedieh prächtig. Die Inselbewohner brachten ihm Geschenke, und Cougabel war von ihrem Sohn entzückt. Sie trug ihn auf den Berg hinauf, um dem Riesen zu danken. Ich fand Cougabel ungeheuer mutig; erst hatte sie ihr Volk getäuscht und nun wagte sie sich auch noch auf den Berg, um dem Riesen ihre Ergebenheit zu erweisen.

»Vielleicht hat sie ihm aber auch nur gedankt, weil sie aus ihrer mißlichen Lage befreit wurde«, meinte meine Mutter. »Eigentlich sollte sie uns dafür danken.«

Die folgenden Monate waren himmlisch. Philip war wie ein Mitglied der Familie. Ich hatte die Schule hinter mir, und meine Eltern waren glücklicher, als sie jemals zuvor gewesen waren. Endlich hatten sie ihren Frieden gefunden. Mit den Jahren verringerte sich die Gefahr, und nun brauchten sie sich auch meinetwegen nicht mehr zu sorgen. Sie rechneten fest damit, daß ich Philip heiraten und den Rest meines Lebens hier auf der Insel verbringen würde, aber nicht so eingeengt, wie sie es gewesen waren – sondern ich würde ausgedehnte Reisen nach Australien und Neuseeland unternehmen und vielleicht auch zu einem längeren Aufenthalt in die Heimat fahren können. Die Inseln waren auf dem besten Weg, sich zu einem zivilisierten Gemeinwesen zu entwickeln. Das war der Traum meines Vaters: Er wollte viele Ärzte und Krankenschwestern herkommen lassen; die würden dann heiraten, sagte er, und Kinder haben ... Ja, dies waren die Träume, die er und meine Mutter gemeinsam hegten; am meisten aber freute sie die Tatsache, meine Zukunft gesichert zu wissen.

Und noch eine Angelegenheit wendete sich zum Guten. Ich hatte bemerkt, daß der Plantagenaufseher, ein verhältnismäßig groß gewachsener, gutaussehender junger Mann, sich ständig in der Nähe des Hauses aufhielt, um einen Blick von Cougabel zu erhaschen. Es machte ihm Spaß, ihr das Baby abzunehmen und es in seinen Armen zu wiegen.

Ich sagte zu meiner Mutter: »Ich glaube, Fooca ist der Vater von Cougabels Baby.«

»Der Gedanke ist mir auch schon gekommen«, erwiderte sie und lachte. Sie lachte viel in diesen Tagen.

»Ich kann mir denken, wie es passiert ist«, fuhr sie fort. »Sie waren ein Liebespaar. Cougabel hat beim Maskenfest vermutlich schon gewußt, daß sie schwanger ist. So ein raffiniertes kleines Ding! Man kann sich wirklich nur wundern. Klug ist sie, das muß man ihr lassen. Luke Carter war ein geriebener Bursche, und seine Tochter hat wohl einige von seinen Eigenschaften geerbt. Es ist erstaunlich, wie sie es zustande gebracht hat, ihre peinliche Lage zum Vorteil zu wenden.



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