Talon - Drachenzeit by Kagawa Julie

Talon - Drachenzeit by Kagawa Julie

Autor:Kagawa, Julie
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2015-08-23T16:00:00+00:00


Garret

Allem Anschein nach begannen Partys, die für sieben Uhr angesetzt waren, erst viel später.

»Garret? O Gott, äh, hi!«, begrüßte mich Kristin vollkommen überrascht, als sie die Tür öffnete. »Ich hatte gar nicht mit dir gerechnet. Du bist ja … äh … früh dran.«

Ich schaute vorsichtshalber noch einmal auf die Uhr: 18:55 Uhr. Wo ich herkam, war das schon hart an der Grenze zur Unpünktlichkeit. Ließ man sich noch ein paar Minuten mehr Zeit, war das geradezu eine Einladung an den Drillsergeant, ein Exempel zu statuieren. Verwirrt starrte ich das Mädchen an und verschob das Sixpack Bier von einer Hand in die andere. »Du hast doch gesagt, um sieben Uhr am Samstagabend, oder nicht?«

»Na ja, schon, aber …« Achselzuckend zog sie die Haustür weiter auf. »Komm doch rein. Es ist zwar noch keiner da, aber du kannst es dir ja schon mal gemütlich machen.«

»Danke.« Ich betrat das Foyer und verschaffte mir einen schnellen Überblick: Hell und luftig, mit bodentiefen Fenstern mit Blick auf den Ozean – ein großer, offener Raum, der viel Geld erahnen ließ. Alles war in Weiß gehalten: Die Wände – soweit sie nicht aus Fenstern bestanden – waren weiß, die Küche bestand aus weißem Marmor und Edelstahl. Im Wohnzimmer rahmte ein weißes, L-förmiges Sofa einen schwarz-weißen Couchtisch ein, hinter dem ein Zweiundsiebzig-Zoll-Flachbildschirm an der Wand hing. Überall im Haus waren kleine Farbtupfer verteilt, wie etwa blaue Sofakissen oder künstliche Topfpflanzen in den Ecken, aber der Großteil erstrahlte in hartem, kühlem Weiß.

»Du kannst das Bier in den Kühlschrank stellen, da gibt es auch noch mehr davon, wenn du eins willst«, rief Kristin durch eine halb geöffnete Tür am Ende des Flurs. »Wir haben auch Softdrinks. Bedien dich einfach. Die anderen müssten bald kommen.«

Angespannt kümmerte ich mich um das Bier und ging dann ins Wohnzimmer hinüber. Irgendwie kam ich mir fehl am Platz vor. Partys und fremde Häuser waren einfach nicht mein Ding. Natürlich würde ich mich der Situation anpassen, aber der eine Grund, warum ich überhaupt gekommen war, war noch nicht da, und so wie es aussah, würde es auch noch eine Weile so bleiben.

»Und, wo hast du deinen Cousin gelassen?« Kristin schrie immer noch vom Ende des Flurs herüber. Warum kam sie denn nicht einfach aus ihrem Zimmer, wenn sie sich mit mir unterhalten wollte? »Wie hieß er noch gleich? Travis oder so?«

»Tristan«, rief ich zurück. »Er hat sich etwas eingefangen und schafft es leider nicht.«

»Oh.« Mehr kam von Kristin nicht. Kein: »Wie schade«, oder »Hoffentlich geht es ihm bald besser.« Ein paar Sekunden später hörte ich, wie sich die Tür am anderen Ende des Flurs schloss. Auch gut. Mein Partner war natürlich gar nicht krank. Er saß vor dem Laptop und behielt die Eingangstür der Hill’schen Villa im Auge. Sollten die Betreuer das Haus verlassen, würde er ihnen folgen. Gingen sie nicht, würde er die Observierung fortsetzen. Ich war froh, dass Tristan heute Computerdienst hatte und nicht ich. Ihm machte es nichts aus, stundenlang reglos zu beobachten; das war einer der Gründe, warum er in seinem Job so gut war.



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