Tage der Versuchung by Michelle Celmer

Autor:Michelle Celmer
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Baccara Romance
ISBN: 9783862955497
Herausgeber: CORA Verlag
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00

9. KAPITEL

Victoria trat auf den Flur hinaus und zog die Tür heran, damit ihr Vater nicht sah, wer bei ihr auf der Couch saß. „Daddy, was machst du denn hier?“

„Du hast nicht auf meine Anrufe geantwortet, ich hab mir Sorgen gemacht.“

Sicher hast du das, dachte sie, du hast dir Sorgen gemacht, dass deine Lügen auffliegen. Der Gedanke tat weh, aber sie war im Moment zu wütend, um nachgiebig zu sein. Doch jetzt war nicht der richtige Augenblick, mit ihm zu streiten. „Ich bin gerade sehr beschäftigt.“

„Zu beschäftigt für deinen Vater?“ Er sah alt und müde aus, aber sie empfand kein Mitleid für ihn.

Sie brauchte Zeit, um sich zu überlegen, was sie ihm sagen wollte. Bisher war ihr noch nichts eingefallen. Vielleicht wollte sie auch nur, dass ihre Wut sich legte. „Ich rufe dich morgen an.“

Fassungslos sah er sie an, weil sie ihn nicht in ihre Wohnung ließ. „Victoria, ich will wissen, was hier vor sich geht.“ Die Tür wurde aufgestoßen, und Charles erschien mit einem besorgten Gesichtsausdruck. „Alles in Ordnung, Victoria?“

Sie wusste, dass er es nur gut gemeint hatte und sie beschützen wollte, und zu einer anderen Gelegenheit wäre sie darüber sehr erfreut gewesen. Nur jetzt war der denkbar unpassendste Moment, und er hatte mehr geschadet als genutzt.

„Was macht der denn hier?“, fragte der Vater zornig.

„Wir essen zusammen zu Abend.“

„Ihr esst zusammen?“ Er bemühte sich noch nicht einmal darum, seine Verachtung zu verbergen. „Du isst mit ihm?“

„Ja, genau.“

Er sah von ihr zu Charles, und sie wusste genau, was er dachte. „Seid ihr …?

„Wir essen zusammen, sonst nichts“, erwiderte sie, obwohl es ihren Vater überhaupt nichts anging. „Und jetzt solltest du gehen. Wir reden ein anderes Mal darüber.“

Aber er kümmerte sich nicht um das, was sie sagte. Vermutlich, weil er zu wütend war. Eigentlich sollte er wissen, dass Aufregung nicht gut für ihn war. Vielleicht war ja sein Herz vollkommen in Ordnung, und er hatte sie in dieser Beziehung auch belogen.

„Wie kannst du mir das bloß antun?“, wollte er wissen. „Mich so zu betrügen.“

Wie sie ihm das antun konnte? Ausgerechnet er beschuldigte sie, ihn hintergangen zu haben. „Ich bin bestimmt nicht diejenige, die hier jemanden betrogen hat.“

„Was willst du damit sagen?“ Er warf einen giftigen Blick auf Charles. „Was hat er dir erzählt?“

„Das, was du mir schon vor langer Zeit hättest erzählen sollen.“

„Keine Ahnung, was du meinst.“

„Ich habe die Akten über den Verkauf des Hotels eingesehen, Daddy. Ich weiß, dass du schuld warst. Und dass du mich belogen hast.“

„Er versucht nur, dich gegen mich aufzubringen.“

Er wollte es immer noch leugnen und ihr ins Gesicht lügen? Zumindest hatte sie eine demütige Entschuldigung erwartet, oder dass er sie um Vergebung bat. Stattdessen fuhr er fort, sie zu beschwindeln. Am liebsten hätte sie ihn gepackt und geschüttelt, damit er wieder zur Besinnung kam.

Sie war wütend, verletzt und enttäuscht zugleich. Ihr ganzes Leben lang hatte sie zu ihm aufgesehen, aber das hatte sich nun gründlich geändert.

„Der Einzige, der mich gegen dich aufbringt, bist du selbst, Daddy“, sagte sie traurig und wusste, dass sie ihren Vater von nun an mit anderen Augen sah.

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