Stalins Augen by Ingvar Ambjørnsen

Autor:Ingvar Ambjørnsen [Ambjørnsen, Ingvar]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00

Die beiden Männer im Lagerraum auf der anderen Seite des Hofes trugen dicke Lammfellmäntel und ihre Füße waren durch solide, gefütterte Stiefel vor der Kälte geschützt. Dennoch froren sie wie die Schneider. Sie standen schon seit vielen Stunden in dem eingestaubten Raum, hatten die Arme um sich geschlagen und mit den Füßen getrampelt, um den Kreislauf in Gang und die Wärme beizubehalten, nun aber überkam sie Resignation. Der eine sagte, während er die Zigarette an den Mund führte und dabei die Glut sorgfältig mit der Hand verbarg:

»Wie lang soll das denn noch dauern? Können wir wirklich nichts Erbaulicheres unternehmen, als hier rumzuhängen und zu glotzen?«

Der andere lehnte sich schwer gegen den Fensterrahmen und betrachtete zum tausendsten Mal die toten Fliegen, ehe er seinen Blick wieder über den Hof und die Fenster des alten Klinkerwerks schweifen ließ. »Bis zum Ende der Welt und noch etwas länger!«

»Was treiben sie jetzt?«

»Moment, ich schalt gleich den Röntgenblick ein.«

»Tut mir leid. Ich dachte ...«

»Irrtum. Du dachtest nicht.« Er lächelte müde und fuhr fort: »Sie suchen. Sie suchen wie die Blöden ...« Er unterbrach sich. »Was zum Teufel ...«, flüsterte er. »Was zum schwärzesten Satan!?«

Der andere drückte mit gefühllosen Fingerspitzen die Zigarette aus und reckte den Hals nach der verdreckten Fensterscheibe. Im Laufe weniger Sekunden hatte er registriert, was zu registrieren war und die Informationen an ein Gehirn weitergereicht, dessen Funktionstüchtigkeit ein wenig über dem lag, was als Durchschnitt betrachtet wird. Aber die Antwort auf die Frage, die augenblicklich in ihm aufgetaucht war, ließ auf sich warten. Er blieb vornübergebeugt mit hängenden Armen stehen, während er immer wieder einen Spruch herunterbetete: »Was zum Henker macht der alte Braunbär hier?«

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