Speicherstadt-Saga 02 - Der Glanz der neuen Zeit by Lüders Fenja

Speicherstadt-Saga 02 - Der Glanz der neuen Zeit by Lüders Fenja

Autor:Lüders, Fenja [Lüders, Fenja]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2020-10-29T16:00:00+00:00


NEUN

»K lemm, sagst du?« Heiko, der Mina am Tisch gegenübersaß, strich sich nachdenklich über den Bart. »Doch, den Namen habe ich schon mal gehört.«

»Und?« Irma beugte sich etwas vor, um ihn besser hören zu können. Durch das laute Stimmengewirr um sie herum konnte man sich nur schlecht unterhalten. Sie warf Heiko einen gespannten Blick zu. »Lass mich raten, dieser Kerl hat bestimmt schon einige Leute über den Tisch gezogen.«

»Nein, so würde ich das nicht sagen«, erwiderte Heiko. »Zwei der Quartiermeistereien, die ich kenne, haben Geld von ihm geliehen, und mir ist nicht bekannt, dass es Probleme gegeben hätte. Er versucht wohl, seine Kunden unter den kleineren Firmen in der Speicherstadt zu finden. Dabei geht er sehr vorsichtig vor und vergibt seine Kredite erst, nachdem er sich die Kreditnehmer genau angesehen hat. Die beiden konnten das Geld pünktlich zurückzahlen und waren zufrieden.«

»Du meinst also, ich kann ihm vertrauen?«, wollte Mina wissen.

»Du fragst Sachen!« Heiko lehnte sich zurück und blies beim Ausatmen die Wangen auf. Statt eine Antwort zu geben, wich er Minas forschendem Blick aus und schaute sich um.

Der kleine Saal, den der Ruderclub für den Tanztee angemietet hatte, war bis auf den letzten Platz gefüllt. Gerade machte die Kapelle, die aus einem Klavierspieler, zwei Geigern und einem Sänger bestand, eine Pause, und die Tanzfläche hatte sich geleert. Nach langem Zögern hatte sich Mina doch entschlossen, Irma, Agnes und Heiko zu begleiten, hauptsächlich, weil sie mit Heiko reden wollte. Agnes war sofort an den Tisch ihrer Freundesgruppe umgezogen und schien sich prächtig zu amüsieren. Jetzt saß sie neben einem jungen Mann und lachte über irgendetwas, das er gesagt hatte. Mina konnte sie im Profil sehen und musste wieder einmal feststellen, wie bildhübsch ihre Schwester doch war. Ihr dunkles Haar schimmerte im Abendlicht mit rötlichen Reflexen, die makellose Haut ihrer Wangen war leicht gerötet, und die grünen Augen leuchteten auf, als sie dem Musiker einen spielerischen Knuff versetzte. Was er ihr wohl erzählt hatte?

Heiko riss sie aus ihren Gedanken.

»Wie gesagt, keine Ahnung, ob du ihm vertrauen kannst. Dieser Klemm ist ein bisschen undurchsichtig, doch er scheint viele gute Kontakte zu haben. Aber da die Summe, die du leihen willst, überschaubar ist und die Banken nicht mit dir zusammenarbeiten wollen, denke ich, dir bleibt nichts anderes übrig. Außer natürlich, du nimmst das Angebot an, das deine Großmutter dir gemacht hat.«

»Du meinst, die Villa nach Wertgegenständen zu durchstöbern, die man außer den Uhren und dem Schmuck von Großvater noch verkaufen kann? Nein, danke.« Mina schüttelte entschieden den Kopf. »Die rund dreitausend Reichsmark, die mir Großmutters Juwelier angeboten hat, reichen doch zusammen mit dem Geld von Klemm für die Fracht aus Südamerika. Und da du auch nichts Schlechtes über ihn gehört hast, werde ich das Risiko eingehen. Vor allem behalten wir so noch etwas in der Hinterhand, falls wirklich etwas mit der Ladung passieren sollte.«

»Mal nicht den Teufel an die Wand.« Heiko grinste. »Ich rechne schon fest mit dem Kaffee aus Guatemala. Endlich richtige Arbeit! Du hast keine Ahnung, wie sehr sich meine Leute darauf freuen, wieder Kaffee einlagern und veredeln zu können.



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