Spa-Geflüster by Fay Weldon

Spa-Geflüster by Fay Weldon

Autor:Fay Weldon [Weldon, Fay]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2015-10-25T16:00:00+00:00


18

Am nächsten Morgen lag ich im Bett und überlegte, warum ich in die Geschichte von gestern an jenem Punkt eingegriffen hatte: Warum machte ich mir Sorgen wegen einer Attacke von außen statt einer von innen? So als befürchtete ich, dass ein Lastwagen die Wand unseres Hauses durchbrechen könnte, obwohl es viel wahrscheinlicher war, oder etwa nicht?, dass jemand die Badewanne überlaufen lassen und damit die Decke zum Einsturz bringen werde. Ich überlegte, ob ich ein ängstliches Kind gewesen war oder ob die Angst erst nach der Geburt meiner Kinder gekommen war, und ich entschied mich für Letzteres. Mit jeder Bindung wurde die Neigung zu vagabundierenden Ängsten verstärkt – eine Art böswilliger Schmetterling, der mal hier, mal da hinflatterte, sich wahllos irgendwo niederließ und sich schmecken ließ, was er finden konnte.

Ich versuchte, einen Angstanfall wie einen Grippeanfall zu behandeln, das hatte mir mal jemand geraten. Man wartete ab und schonte sich so gut es ging, bis er vorbei war. Aber jetzt lauerte eine akute Gefahrensituation zwischen den Schmetterlingsflügeln, das spürte ich. Zweifellos hervorgerufen durch die fremde Umgebung, die Kommunikationsschwierigkeiten mit der Außenwelt und die Erfahrung, wie außerordentlich anders das Leben anderer Frauen war, verglichen mit meinem. So viele Wahlmöglichkeiten in einem Leben, und wo war ich gelandet? Hätte ich meine Karten besser ausspielen können? Anders?

Mira berichtete, dass ihr Satellitentelefon nicht mehr funktionierte. Ich musste zu Beverley gehen, wenn ich telefonieren wollte. Ich sagte, dass ich nicht das Gefühl hätte, mich gegen Beverley behaupten zu müssen, aber sie schaffe es sehr gut, dass ich mir nutzlos vorkäme wie ein Mensch ohne innere Kraftquellen. Und aus irgendeinem Grund hatte ich auch das Gefühl, dass ich nicht viele hatte.

»Du bist so unsicher«, tadelte Mira. Wir saßen in der Orangerie und tranken schwarzen Kaffee. Kaffee mit Milch machte weniger nervös, hatte aber mehr Kalorien. »Ja«, sagte sie. »Übungen im Unwahrscheinlichen. Vielleicht ist dein Mann nicht nach Hause gefahren, weil er in diesem Moment in Wichita die Putzfrau in der Küche des Hauses seiner Mutter vögelt.«

»Okay«, sagte ich. »Du hast gewonnen.« Ich war nicht beleidigt. Ich hatte ihr gegenüber Dinge geäußert, über die sie auch hätte beleidigt sein können, war sie aber nicht. Diese Art Treibhausfreundschaften – wann würde ich sie wiedersehen oder sie mich? – folgten keinen normalen Regeln. Wir hatten uns alle am Pool versammelt und taten das Gleiche: Wir entblößten unsere Körper und unsere Gefühle – ein paar Bikiniteile waren inzwischen abgelegt worden –, machten Abkürzungen auf dem Weg zur Vertrautheit.

»Zumindest«, sagte sie, »hast du etwas, was du zu verlieren fürchtest, zum Beispiel einen Ehemann. Ich habe noch nicht einmal das. Keinen Mann, keinen Partner, keine Kinder, keinen Hund, keine Katze, nur eine alte Mutter, die keine Ahnung hat, ich habe noch nicht mal ein richtiges Zuhause. Ich lebe in einer Dienstwohnung. Ich häufe keinen Besitz an.«

Ich ließ ein paar konventionelle Weisheiten ab. Wie unnötig in der heutigen Zeit Partner seien, wie unfrei Kinder machten, wie erstrebenswert die Freiheit sei, und wie wohltuend es sei, nur sich selbst gefallen zu müssen, eigenes Geld



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