SORRY. Ich habe es nur für dich getan by Iosivoni Bianca

SORRY. Ich habe es nur für dich getan by Iosivoni Bianca

Autor:Iosivoni, Bianca [Iosivoni, Bianca]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Penguin Verlag
veröffentlicht: 2023-03-07T00:00:00+00:00


18. KAPITEL

Ein Monat zuvor

Mai

Zum ersten Mal verließ ich die Redaktion mit einem Lächeln auf den Lippen und störte mich nicht mal an der feuchten, kühlen Luft oder dem Nebel, der über den Boden kroch und die ganze Stadt an diesem Abend in eine Szene verwandelte, die aus einem Horrorfilm stammen könnte. Dafür war ich viel zu gut gelaunt, denn ich war gerade befördert worden.

Na gut, nicht offiziell. Aber zumindest übernahm jetzt jemand anderes die Todesanzeigen, das Kopieren, Organisieren, Recherchieren und Kaffeekochen. In den letzten Wochen hatte ich bereits den einen oder anderen Artikel der Kollegen und Kolleginnen, die schon länger dabei waren, redigieren dürfen, allerdings nur zur Probe. Das hatte sich heute geändert. Ab jetzt war ich nicht mehr nur eine Aushilfe, sondern gehörte als Redaktionsassistentin ganz offiziell zum Team der Redakteure. Selbst durfte ich zwar noch nichts schreiben, sondern erst einmal nur weiterhin die Arbeit anderer korrigieren, aber das war wenigstens ein Schritt in die richtige Richtung. Ein Schritt, für den ich in den vergangenen Jahren verflucht hart gearbeitet hatte.

Während ich die Redaktion hinter mir ließ und die nächste Bushaltestelle ansteuerte, holte ich mein Handy heraus, um Julian davon zu erzählen. Er würde sich mindestens so sehr darüber freuen wie ich, wenn nicht sogar mehr.

Die letzten Wochen waren anstrengend gewesen. Er hatte einen schwierigen Auftraggeber, der ständig seine Meinung änderte, und ihm waren zwei Kunden abgesprungen und zu einem Konkurrenten gegangen, was einen immensen finanziellen Verlust für Julian bedeutete. Kein Wunder, dass er so angespannt und schlecht gelaunt war, wenn er spätabends nach Hause kam. Nicht mal seine abendlichen Spaziergänge mit Lucky an der Golden Gate Bridge schienen ihn noch entspannen und von der Arbeit ablenken zu können. Vor allem, weil er zusätzlich an einem großen neuen Kunden für Luxuswohnungen dran war. Es gab drei Mitbewerber, und Julian setzte alles daran, diesen Auftrag zu bekommen. Das bedeutete jede Menge durchgearbeitete Nächte und viel Gereiztheit auf seiner Seite.

Ich tat mein Bestes, um ihn abzulenken und dafür zu sorgen, dass er sich entspannen konnte. Was gar nicht so leicht war, da ihn an manchen Tagen die kleinste Kleinigkeit an die Decke gehen ließ. Vor Kurzem hatte er sich darüber aufgeregt, dass der Hund ihm zwischen die Beine gelaufen war und er beinahe hingefallen wäre. Ich hatte alles versucht, um nicht zu lachen, weil es wirklich komisch ausgesehen hatte, aber so ganz gelungen war es mir nicht. Julians Wut war nicht schön gewesen. In diesem Zustand sagte er Dinge, die er mir sonst nie an den Kopf werfen würde. Der Abend hatte jedoch in heißem Versöhnungssex geendet – was leider nicht jede unserer Auseinandersetzungen tat. Mittlerweile hatte ich es dermaßen satt, mir Kommentare von ihm über meine Kleidung anzuhören oder darüber, mit wem ich denn jetzt schon wieder textete, dass ich tunlichst darauf achtete, nichts zu Aufreizendes anzuziehen, und es vermied, in seiner Gegenwart nach meinem Handy zu greifen. Er war schon angespannt genug, da musste ich es nicht noch schlimmer machen.

Gleichzeitig gab es immer wieder Momente, die so schön waren, dass ich gar nicht wusste, wohin mit meinen Gefühlen.



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