Sommer mit Emma by Straub Maria Elisabeth / Borger Martina

Sommer mit Emma by Straub Maria Elisabeth / Borger Martina

Autor:Straub, Maria Elisabeth / Borger, Martina [Straub, Maria Elisabeth / Borger, Martina]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Neue Literatur
ISBN: 9783257605761
Herausgeber: Diogenes
veröffentlicht: 2015-01-08T00:00:00+00:00


[210] 30

Nur im ersten Moment ist es kalt, schon nach ein paar Zügen spürt er keinen Unterschied mehr zwischen seiner Körpertemperatur und der des Wassers. Bekifft und allein bei Mondschein schwimmen ist das Größte. Obwohl er nicht wirklich allein ist.

Er dreht sich auf den Rücken und schaut hinüber zum Kater, der mit erhobenem Kopf auf gleicher Höhe am Ufer entlangstolziert und ihn nicht aus den Augen lässt. Schon als sie nach dem Abendessen einen Spaziergang gemacht haben, alle sechs, ist er von Bord gesprungen und hat sich Can angeschlossen. Echt abgefahren, ein fremdes Tier, das sich an ihn hängt, einfach so. Wahrscheinlich schwul, hat Jasper gemeint, so ziemlich das Einzige, was der heute Abend von sich gegeben hat.

Eigentlich hätte er es gut gefunden, wenn Salı sich Lea ausgeguckt hätte, die ist total scharf auf ihn, dauernd hat sie versucht, ihn anzulocken und zu streicheln. Sie fährt einfach auf Tiere ab, sie nimmt Frösche in die Hand und hat nicht mal Angst vor Blutegeln, sagt sie jedenfalls, und er glaubt es ihr. Wenn Salı zu ihr gegangen wäre, hätte sie so was wie einen Freund auf dem Kahn, jemanden, der zu ihr gehört. Can hätte es ihr gegönnt. Das mit der amerikanischen Emma hat ja nicht so geklappt, wie ihre Eltern sich [211] das wahrscheinlich vorgestellt haben. Ganz schön naiv übrigens. Genauso naiv wie der Beschluss, dass der Kater diese eine Nacht noch bleiben darf, aber nicht im Inneren des Bootes. Braucht doch nur eine Tür aufzugehen. Wenn der reinwill, ist er drinnen. Und wenn sie ablegen, morgen? Soll Can ihn vielleicht an Land schmeißen, weil er der Einzige ist, von dem Salı sich auf den Arm nehmen lässt?

Echt Schwachsinn, mit welchen Gedanken er sich stundenlang rumgewälzt hat, gegen zwei hat er es nicht mehr ausgehalten und ist von Bord geschlichen, der Kater prompt hinterher, gemeinsam sind sie ein Stück den Uferweg langgeschlendert, vom Wind keine Spur mehr, als hätte es ihn nie gegeben. War geil, alle Welt pennt, der Mond spiegelt sich im Fluss, an einigen Stellen dampft es aus dem Gras, Nebel wahrscheinlich, und niemand will an seiner Tüte sabbern, nach Emma ist sie jedes Mal nass. Ab und zu hat er den Kater angepustet, dem hat es gefallen, vielleicht stammt er aus einem Kiffer-Haushalt. Can hätte sich nicht gewundert, wenn er mit ins Wasser gegangen wäre.

Er dreht sich wieder auf den Bauch und krault ein Stück mit voller Kraft. Nach dem langen Tag auf dem verdammten Boot braucht er action, er könnte jetzt stundenlang so weitermachen. Ob das irgendwelche Nachwirkungen sind, diese Unruhe und der Bewegungsdrang? Angeblich kann man nach Monaten regelmäßiger Kifferei auch nüchtern jederzeit einen Flash bekommen, aus heiterem Himmel, er hat das bisher für eine Erfindung gehalten, als Warnung vor den Gefahren bewusstseinserweiternder Substanzen. Aber vielleicht stimmt es ja doch. Morgen wird er joggen, mindestens eine Stunde, egal wie das Wetter ist, er kann neben [212] dem Boot herlaufen, beziehungsweise voraus, und schon mal die Gegend checken, Ausschau halten nach einem guten Platz, einem besseren als heute, kein Wunder, dass kein anderes Boot in der Nähe ist, ziemlich öde Ecke hier.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.