Sommer in den Dünen (German Edition) by Jo L. Fellner

Autor:Jo L. Fellner [Fellner, Jo L.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-27T23:00:00+00:00

***

„Wo ist er?“, rief eine weibliche Stimme.

Eric sah hoch. Im nächsten Moment flog die Schuppentür auf. Eine dunkle Silhouette zeichnete sich gegen den hellen sonnigen Tag ab.

Er presste seine Augenlider zusammen, um die Frau zu erkennen, die im Türrahmen stand.

„Lorean?“, murmelte er überrascht. Was machte sie hier? Was wollte sie?

An ihrer Seite erschien Ron.

Eric riss den Mund auf. Nicht nur, weil der schon wieder wie ein Adonis aussah, sondern weil seine Gegenwart ihm einen heftigen Stich durchs Herz jagte. Nik hatte recht gehabt. Er war verliebt. Warum musste er sich immer in die größten Arschlöcher verknallen? Warum konnte es nicht ein stinknormaler Kerl sein, der seine Liebe erwiderte?

„Du feierst hier Partys?“, schrie Lorean und lief in den Raum. Ohne sich aufhalten zu lassen, trat sie an ihn heran und ohrfeigte ihn.

Eric taumelte. Er hatte noch immer Kopfschmerzen. Die Ohrfeige erinnerte ihn daran, dass er zum Arzt wollte. Tränen der Wut stiegen ihm in die Augen. Kurz schweifte sein Blick zu Ron. Doch der glotzte nur mit offenem Mund zwischen Lorean und ihm hin und her.

„Pack deine Sachen und verschwinde!“, zischte sie. „Ich habe dir gesagt, dass das hier nur vorübergehend ist.“

Eric biss die Zähne aufeinander. Rons Blick zwang ihn fast in die Knie. Lorean würde ihn vor Rons Augen zur Schnecke machen, egal, aus welchem Grund. Bevor er den letzten Rest Stolz verlor, würde er verschwinden – und wenn er die nächsten Nächte unter freiem Himmel schliefe.

„Keine Angst, ich verschwinde!“ Er wandte sich ab und ging auf seine Taschen und den Koffer zu. Er hatte in den letzten Stunden bereits gepackt. Rons Nähe war unter den gegebenen Umständen nicht länger zu ertragen. Schon gar nicht, wenn Nik hier war.

„So einfach kommst du mir nicht davon!“, fauchte Lorean und baute sich vor ihm auf.

Eric war versucht, seinen Kopf wie immer einzuziehen und zu kuschen. Doch er hatte es satt. Er hatte nichts mehr zu verlieren. Lorean hatte ihm bereits alles genommen.

„Nein?“, rief er und blitzte sie aufgebracht an. „Was willst du denn noch? Du hast doch schon alles!“

Lorean zuckte kurz unter der Lautstärke zusammen, fing sich aber wieder.

„Nicht in diesem Ton, mein Söhnchen!“ Sie fuchtelte mit dem Zeigefinger vor seinen Augen herum.

„Ich bin nicht dein Söhnchen!“, murrte Eric und stieß ihre Hand weg. „Das war ich nie. Dafür hast du sofort nach Mums Tod gesorgt.“

Wieder knallte ihre flache Hand gegen seine Wange.

„Was erlaubst du dir?“, brüllte sie.

„Was ich mir erlaube?“, schrie Eric und spürte, wie ihm die Tränen über das Gesicht rannen. „Ich bitte dich. Du hast mich von der ersten Minute an gehasst. Du hast mir meinen Vater weggenommen. Er war das Einzige, was ich nach Mums Tod noch hatte!“

„Ich bin seine Frau gewesen!“, kreischte Lorean. „Willst du dich etwa mit mir auf eine Ebene stellen?“

Eric schüttelte den Kopf.

„Nein, das hatte ich nach kurzer Zeit aufgegeben.“ Er griff nach seinem Koffer, dem Rucksack und den Taschen und schleppte sie aus dem Schuppen. Ohne Lorean anzusehen, ging er an ihr vorbei. Nun tauchte auch noch Nik neben Ron an der Tür auf.

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