Solange ich in deinem Herzen bin by S. D. Robertson

Solange ich in deinem Herzen bin by S. D. Robertson

Autor:S. D. Robertson [Robertson, S. D.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: MIRA Taschenbuch
veröffentlicht: 2016-12-08T23:00:00+00:00


18. KAPITEL

Noch zweiundzwanzig Tage

Ella und ich saßen in ihrem Prinzessinnenschloss, als ein Schatten darauf fiel. Auf der anderen Seite bewegte sich etwas.

„Was ist das, Daddy?“, fragte sie. Das Grauen stand ihr ins Gesicht geschrieben.

Ich wollte antworten und ihr die Angst nehmen, aber ich war erstarrt. Ich konnte nicht mal sprechen, als das Wesen zu meinem Entsetzen um das Zelt herumkroch, hier raschelte, dort kratzte und schließlich vor der Tür innehielt. Dann vernahm man ein seltsames Geräusch, ein Schnüffeln, und der Reißverschluss ging langsam auf.

„Ich hab Angst“, flüsterte Ella. „Was ist das?“

Obwohl ich selber Angst hatte, wollte ich meine Tochter unbedingt beschützen. Aber es ging nicht, ich war wie gelähmt.

„Daddy!“, schrie sie. „Wach auf!“

Sofort öffneten sich meine Augen. Ich lag auf dem Sofa meiner Eltern, Ella stand vor mir. „Alles in Ordnung mit dir? Ich glaube, du hattest einen Albtraum.“

„Liebling“, antwortete ich ganz benommen, weil ich den Traum noch nicht abgeschüttelt hatte. „Gott sei Dank.“

„War es unheimlich?“, fragte Ella. Ach, wenn ich sie doch drücken könnte. „Was hast du geträumt?“

„Das war irgendein Unsinn. Alles okay. Wie spät ist es?“

Sie lief zur Kaminuhr und schaute mit zusammengekniffenen Augen aufs Zifferblatt. „Hm. Der kleine Zeiger ist auf der Sechs, glaub ich, und der große Zeiger ist fast ganz oben. Dann ist es doch sechs Uhr?“

„Ja, richtig. Gut gemacht.“

„Ich hab in der Schule geübt. Mrs. Afzal sagt, ich mach das super.“

Ich schmunzelte. „Da hat sie recht. Es ist noch ganz schön früh. Willst du nicht noch ein bisschen schlafen?“

„Nein. Ich bin ganz wach. Können wir was machen?“

„Schlafen Nana und Tante Lauren noch?“

„Ja. Ich hab zu ihnen reingeschaut.“

„Gut. Was möchtest du denn machen?“

„Können wir Lebkuchenmann spielen?“ Sie hopste auf der Stelle.

Das Spiel, das sie meinte, hieß in Wirklichkeit ganz anders, aber sie hatte es immer so genannt, als sie noch klein war, weil die Hauptfigur aussah wie ein Lebkuchenmann. Und bei diesem Namen war es dann geblieben.

„Würde ich wirklich gern“, antwortete ich. „Aber die Spielkonsole ist hier nicht angeschlossen. Davon abgesehen kann ich den Joystick nicht halten. Das geht nicht mehr.“

Ella machte ein trauriges Gesicht. „Wie ungerecht.“

„Tut mir leid, Ella, aber ich kann nichts dran ändern.“ Ich schlug vor, stattdessen Reversi zu spielen, wenn sie für mich setzte.

Damit war sie einverstanden, aber die Enttäuschung war ihr anzumerken.

Wir hatten trotzdem Spaß, und als wir Abwechslung brauchten, spielten wir Dame. Unser Gespräch war entspannt und drehte sich immer nur um unser Spiel. Sobald mir Gedanken an meine Reise in die Zukunft durch den Kopf huschten, redete ich mir ein, das Ganze nur geträumt zu haben. War doch möglich, oder etwa nicht?

Ich schaute zur Uhr und stellte erstaunt fest, dass es schon nach sieben war. „Ich glaube, wir machen jetzt lieber Schluss, Ella. Die anderen stehen bald auf. Vielleicht finden sie es ein bisschen komisch, wenn du gegen dich selbst spielst.“

„Ich spiele nicht gegen mich selbst. Ich spiele mit dir.“

„Na klar. Wir beide wissen das. Aber das ist unser Geheimnis, das weißt du doch.“

„Weiß ich“, sagte sie traurig.

„Das hat doch Spaß gemacht“, sagte ich, um dem Gespräch eine fröhlichere Wendung zu geben.



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