So geht Liebe by Cotugno Katie

So geht Liebe by Cotugno Katie

Autor:Cotugno, Katie
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2014-04-09T00:00:00+00:00


28 Vorher

Eines feuchten Nachmittags Ende Februar ging ich während einer Freistunde kurz im Restaurant vorbei. Ich musste nicht arbeiten, sondern hatte mein Mathebuch am Abend vorher im Büro vergessen und wollte es vor meiner Schülerzeitungskonferenz schnell abholen.

»Verdammt noch mal«, war das Erste, was ich hörte. Das Restaurant war menschenleer, die Flaute zwischen Mittag- und Abendessen, und Rogers Stimme dröhnte aus dem Büro. »Wo zum Teufel bist du gewesen?«

»Es kommt nicht wieder vor.« Das war Sawyer.

Sawyer war hier. Ich erstarrte. Er war weg gewesen? Ich hatte ihn seit Wochen nicht gesehen, seit ich bei ihm übernachtet hatte, aber ich war davon ausgegangen, dass er mir aus dem Weg ging.

»Worauf du dich verlassen kannst. Ich mache da nicht mit. Weder, dass die Polizei bei mir vor der Tür steht. Noch, dass du wochenlang von der Bildfläche verschwindest. Wenn du unbedingt im Dreck wohnen und deine Ausbildung wegwerfen und dein Leben zerstören willst, bitte, das ist deine Sache, aber ich möchte damit nichts zu tun haben.«

Polizei? Was um Himmels willen hatte er angestellt? Ich dachte an die falschen Aspirin in seinem Turnschuh. An die gebrochene Hand im vergangenen Jahr. Ich stand da wie vom Blitz getroffen, tastete mit den Fingerspitzen am Saum einer Tischdecke herum, fühlte mich wie am Boden festgewachsen.

»Geh mir aus den Augen, Sawyer. Ich kann dich noch nicht mal ansehen.«

Mein Herz schlug schnell und flatterig. Ich schlich mich etwas näher zur Tür. »Ach Herrgott noch mal …«, fing Sawyer an. Aber Roger schnitt ihm das Wort ab, Klappe zu.

»Das ist mein Ernst. Und fluch gefälligst nicht, wenn du mit mir sprichst.«

»Na schön.« Ich hörte Sawyer aufstehen und huschte so schnell wie menschenmöglich zurück zur Tür. Dummerweise blieb ein Riemen meiner Tasche an einer Stuhllehne hängen, und ich musste anhalten, um sie zu befreien. Meine Hände zitterten.

»Oh«, sagte Sawyer, als er um die Ecke bog und mich entdeckte. Er sah stinksauer aus. »Hallo.«

»Ich hab nichts gehört«, stotterte ich sofort, und ergänzte dann hastig: »Ich meine, hallo. Ich, äh, hab mein Buch hier vergessen.«

»Im Büro«, teilte er mir mit dem leisesten Anflug eines Lächelns mit. Er war unrasiert. »Auf dem Schreibtisch. Dachte mir schon, dass es deins ist.«

»Ja. Also.« Ich machte Anstalten, an ihm vorbeizugehen, aber er hielt mich am Handgelenk fest.

»Wo willst du hin?«

»Mein Buch holen.« So zickig hatte ich es gar nicht sagen wollen. Hektisch sah ich auf unsere Hände, dann hoch in sein Gesicht, wieder zurück nach unten.

»Aha.« Er drückte einmal kurz und ließ dann meinen Arm los. »Klingt nach einem Plan.«

»Ja. Genau. Dann … mach ich das mal.«

Sawyer nickte. »Okay.«

Ich lief ins Büro, murmelte Roger eine Begrüßung zu, schnappte mir das blöde Mathebuch und floh wieder nach draußen. Sawyers Jeep war am Bordstein geparkt, und er lehnte mit verschränkten Armen an der Fahrertür. »Soll ich dich mitnehmen?«, fragte er.

Ich schluckte. »Nein, nicht nötig.«

»Und einfach so aus Spaß?«

»Sawyer …« Der Wind wehte. Ein Auto raste vorbei. »Ich habe Konferenz.«

Er zuckte die Achseln. »Schwänz sie doch.«

»Nein.«

»Warum nicht?«

Willst du mich verarschen?, hätte ich fast gefragt. Weil ich versuche, über dich wegzukommen. Weil mir nicht immer gefällt, wie ich mich benehme, wenn ich mit dir zusammen bin.



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