Sean King 06 - In letzter Minute by David Baldacci

Autor:David Baldacci [Baldacci, David]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7325-1488-5
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2015-11-18T23:00:00+00:00

40

Sam Wingo saß in seinem Hotel auf dem Bett und wartete darauf, dass sein Sohn ihm auf seine E-Mail antwortete. Ihm war nicht unbemerkt geblieben, dass Tyler einen neuen E-Mail-Account benutzt hatte. Das war klug von seinem Sohn gewesen. Tyler hatte ihm aber noch nicht zurückgeschrieben und sich zu dem vorgeschlagenen Treffen geäußert. Und mit jeder Minute, die verging, wurde Wingos Sorge größer. Er wäre am liebsten zu seinem Haus gefahren, um nachzuschauen, ob Tyler okay war. Doch das Haus wurde mit Sicherheit überwacht. Man würde ihn verhaften, bevor er die Eingangsveranda betrat.

Es war unerträglich, so weit gekommen zu sein, um jetzt bloß herumzusitzen und zu warten. Wenn es erforderlich war, konnte Wingo sich in Geduld üben, was aber nicht hieß, dass es ihm leicht fiel.

Ein sogenanntes Wegwerfhandy, das man ihm in Indien gegeben hatte, vibrierte, und er griff danach. Die Nachricht konnte nur von einer einzigen Person sein, und zwar von dem Menschen, der ihm das Telefon besorgt hatte: von Adeel, seinem muslimischen Kontaktmann im Mittleren Osten, dem Mann, der ihn durch Pakistan nach Indien gebracht hatte. Auf dem Chaiber-Pass war Wingo jedoch um Haaresbreite getötet worden. Und er wusste immer noch nicht, ob Adeel ihn verraten hatte. Vielleicht gab diese E-Mail ihm darauf eine Antwort.

Er las die Nachricht:

Es wurden Leichen am Zielort aufgefunden. Alle wurden als Muslime identifiziert. Interessanterweise traf nur einen Tag vorher eine Gruppe männlicher Westler mit einer Chartermaschine aus den USA in Afghanistan ein und wurde in die Nähe des Zielortes befördert. Der Charterservice, mit dem sie geflogen sind, heißt Heron Air Service, der seine Basis in Dulles, Virginia, hat. Erste Untersuchungen deuten darauf hin, dass einige der Westler US-amerikanische Dienstausweise hatten. Genaue Behörden unbekannt. Verschiedene Stammesfürsten haben ihnen die Durchreise gewährt. Es gab die üblichen finanziellen Arrangements – also Bargeld –, sodass sich das nicht zurückverfolgen lässt. Weitere Informationen sind auf meiner Seite nicht verfügbar. Wenn du wieder in den Staaten bist, kannst du das vielleicht weiterverfolgen. Viel Glück. Und ich hoffe, du siehst deinen Sohn. A.

Wingo löschte die Nachricht sowohl aus seinem Posteingang als auch aus dem Papierkorb. Er legte sich rücklings aufs Bett und starrte an die Decke. Eine Gruppe Westler, von denen einige US-amerikanische Dienstausweise hatten, war nach Afghanistan geflogen, und das einen Tag, bevor er einer Gruppe von Muslimen eine Milliarde Euro hatte liefern sollen. Die Muslime waren abgeschlachtet worden, und diese Männer hatten Wingo die Ladung abgenommen und dabei ihre amerikanischen Dienstausweise geschwenkt. Das Geld war verschwunden, und das Gleiche galt für die Männer. Wingo war der Sündenbock und rannte um sein Leben.

Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Rasch tippte er auf das Display seines Telefons. Er googelte seinen eigenen Namen. Die drei Artikel, die auch Sean gefunden hatte, erschienen – und noch sieben weitere mit gleichem Inhalt.

Er las sie alle schnell durch. In jedem Artikel wurden einfach nur die Fakten wiedergekäut, die es auch in den neun anderen gab. Gemeinsam hatten sie eine verheerende Wirkung.

Verschwundenes Geld, verschwundener Soldat.

Ich.

Wie, zum Teufel, hatte das durchsickern können? Colonel South hatte kein Wort davon gesagt, dass die Story an die Medien gehen sollte.

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