Schwarzwald sehen und sterben by Wehrle Ute

Schwarzwald sehen und sterben by Wehrle Ute

Autor:Wehrle, Ute [Wehrle, Ute]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783960411987
Herausgeber: Emons
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


VIERZEHN

»Wann kommen endlich die Tiere?« Aufgeregt saß Ramon auf dem Rücksitz und schwenkte seinen Affen, der ihm Gesellschaft leistete, durch die Luft. Die beiden waren fast im Partnerlook gekleidet, denn um den Hals trug das Plüschtier das gleiche blaue Nickituch wie der Kleine.

Seit Lilli Max abgeholt hatte, stellte ihr Sohn mindestens schon zum fünften Mal dieselbe Frage.

»Jetzt sei halt nicht so ungeduldig. Es geht auch nicht schneller, wenn du ständig fragst«, erwiderte Lilli – auch nicht zum ersten Mal –, als sie den Autobahnzubringer Richtung »Mundenhof« verließen.

»Gibt es da auch Elefanten?«

Max, der die ganze Fahrt über schweigend zum Fenster hinausgeschaut hatte, spürte, wie ihm Ramon auf die Schulter tippte, während sie an Maisfeldern vorbeifuhren. »Elefanten? Was für Elefanten?«

»Mein Sohn spricht von den großen grauen Tieren mit dem Rüssel. Schon mal davon gehört?«, kam es von Lilli. In ihrer Stimme schwang ein verärgerter Unterton mit. »Wo bist du eigentlich mit deinen Gedanken? Seit wir dich abgeholt haben, hast du kein Wort gesprochen. Überhaupt siehst du völlig verschreckt aus. Als ob du einem Gespenst begegnet wärst.«

Gespenst war echt gut. Wenn Lilli wüsste, dass sie mit ihrer Vermutung gar nicht so falschlag. Seit Max das Tagebuch seiner Oma gelesen hatte, fühlte er sich tatsächlich so, als wäre er Geistern aus der Vergangenheit begegnet. »Ähm, lass uns einfach nachher in Ruhe darüber reden.« Ein frommer Wunsch in Anwesenheit eines ständig plappernden Fünfjährigen, musste Max zugeben.

»Gibt es da jetzt Elefanten?« Ramon wartete immer noch auf eine Antwort.

Max riss sich zusammen. »Also, da muss ich dich leider enttäuschen. Aber dafür gibt es Wasserbüffel, die kommen auch aus Afrika. Und Strauße. Übrigens sagten die Römer dem Fett der Vögel besondere Heilkräfte nach. Entsprechend ließen sie es sich auch etwas kosten.«

»So ganz verleugnen kannst du nicht, dass du in Geschichte ein richtiger Streber warst.« Lilli schmunzelte.

Ihr Ärger über seine Schweigsamkeit schien verflogen, stellte Max erleichtert fest.

Ramon hingegen war an der Verwendung von Straußenfett nur mäßig interessiert. »Und Erdmännchen?«

»Aber sicher doch. Und zwar jede Menge.« Wenigstens diese Frage konnte Max reinen Herzens bejahen.

Auf dem großen Parkplatz beim »Mundenhof« stellte Lilli ihr Auto ab, Max stieg aus, holte den Parkschein und legte ihn aufs Armaturenbrett, während sie damit beschäftigt war, ihren Nachwuchs aus dem Kindersitz zu befreien. Kaum war Ramon aus dem Auto geklettert, wollte er auch schon losrennen.

Lilli gelang es gerade noch, ihn festzuhalten. »Stopp. Erst ziehst du deine Baseballmütze auf. Oder willst du einen Sonnenbrand bekommen?«

Der Wetterbericht hatte nicht zu viel versprochen: Die Sonne knallte in der Tat vom Himmel hinunter, was das Zeug hielt.

Ramon zog eine Schnute und wich zurück. »Carlos hat auch keine auf«, maulte er und zeigte auf seinen Affen.

»Affen gibt es hier übrigens auch«, mischte sich Max ein, der bemerkte, dass sich Ramons Gesicht verfinstert hatte.

»Affen? Solche wie Carlos?« Ramon war ob dieser Neuigkeit so hin und weg, dass er sich widerstandslos von Lilli die Baseballkappe aufsetzen ließ.

»Genau. So wie Carlos. Nur ohne Halstuch«, bestätigte ihm Max.

Kurze Zeit später standen sie vor einem riesigen Gehege, in dem sich eine Herde Bisons aufhielt.

»Die Kühe sehen aber komisch aus«, befand Ramon, der die Tiere skeptisch beäugte.



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