Schattentraum: Hinter der Finsternis (German Edition) by Mona Kasten

Schattentraum: Hinter der Finsternis (German Edition) by Mona Kasten

Autor:Mona Kasten [Kasten, Mona]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-30T23:00:00+00:00


11 Kapitel

Mein Kopf war auf Gabriels Schoß gebettet und er strich mir das Haar sanft aus dem Gesicht. Ich verspürte keine Stromstöße mehr. Seine Haut fühlte sich auf meiner bloß noch richtig an. Als gehörte ich hierhin, genau in diesem Augenblick.

„Es tut nicht mehr weh“, murmelte ich schläfrig.

Kurz hielt er inne. Dann liebkosten seine Finger mein Gesicht wieder.

„Hat es sehr geschmerzt?“, fragte er und ich blinzelte.

„Nein, nicht schlimm. Es war einfach sehr ungewohnt. Mach dir keine Sorgen.“

Er versuchte, seine Mauern wieder hochzuziehen. Ich konnte genau erkennen, wie viel Kraft ihm das abverlangte.

„Ich mache mir ständig Sorgen um dich. Es ist zum Verrücktwerden“, gab er zu und ich sah, welche Überwindung es ihn kostete, das zu sagen. „Deshalb möchte ich auch wissen, was dir dermaßen Angst bereitet. Ich wünschte, ich könnte sie dir nehmen.“

Ich lächelte schwach. Wieso hatte er vorher nie so schöne Dinge gesagt?

Vorsichtig hob ich die Hand an seine Wange. Zunächst wirkte er, als ob er zurückzucken wollte, doch dann entschied er sich anders und schmiegte sein Gesicht gegen meine Finger. Der Duft von Frühling wehte mir entgegen und ich spürte, wie mein Herz schneller zu schlagen begann. Mit Sicherheit konnte er hören, wie heftig mein Puls hämmerte. Meine Lungen waren erfüllt von Glückseligkeit und ich konnte es kaum erwarten, noch mehr von diesem Gefühl in mir aufzusaugen. Ich richtete mich auf und kam Gabriels Gesicht näher. Mein Geist blendete alles aus, bis nur noch er existierte. Ich atmete abgehackt.

Gabriel wich zurück und entzog sich meiner Hand. Seine Augen blitzten auf und ich sah, dass seine Schultern sich anspannten.

Wie aus einer Trance gerissen, schüttelte ich meinen Kopf, um die den Nebel der Verlockung zu lichten.

„Tut mir leid“, sagte ich und biss mir auf die Lippe.

Die Wirkung, die allein schon sein Geruch in mir auslöste, war verheerend. Ich hatte Angst, dass mir vom einen auf den nächsten Moment alles entglitt, sobald ich in diesen Sog der Versuchung geriet.

„Eigentlich muss ich mich entschuldigen“, murmelte Gabriel und rieb sich die Stirn. „Es ist meine Schuld, wenn das passiert.“

Fragend sah ich ihn an.

Er zog eine Grimasse. „In den letzten Jahren habe ich gelernt, wie man es steuern oder zumindest unterdrücken kann. Und normalerweise gelingt mir das ganz gut.“

„Was unterdrücken?“ Ich verstand nur Bahnhof.

„Gancanaghs wirken auf Sterbliche ziemlich ... wie soll ich sagen?“ Er machte eine Pause und suchte nach dem richtigen Wort. „Einladend?“ Die Art, wie er dies sagte, machte mir deutlich, wie selten er bisher darüber gesprochen hatte. Wer hätte gedacht, dass Gabriel Kent eine solche Unsicherheit an den Tag legen konnte?

„Das habe ich auch schon gemerkt“, witzelte ich in Erinnerung an den Vorabend.

All meine Selbstbeherrschung ging verloren, sobald ich im Strudel seiner Augen versank oder den Duft wahrnahm, der von ihm ausging. Ich hatte ihn einfach angesprungen! Hallo? Normalerweise wusste ich mich wirklich zu beherrschen, aber alles an ihm drängte meine Sinne dazu, vollkommen verrückt zu spielen. Wenigstens wusste ich jetzt, dass es nicht an mir lag.

„Üblicherweise reagieren Sterbliche auch nicht mit einem Energiestoß auf meine Berührung“, bemerkte Gabriel nachdenklich und sah auf seine Hände, als würde er sich an unsere erste Berührung erinnern.



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