Sanguis Lilii - Band IV by Ina Linger

Sanguis Lilii - Band IV by Ina Linger

Autor:Ina Linger [Linger, Ina]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-04-02T16:00:00+00:00


Feuerprobe

„Wer seine Grenzen kennt, ist schon ein halber Weiser.“

John Galsworthy (1867 - 1933)

„Glaubst du, du bist stärker als ich? Glaubst du das wirklich?“, keuchte diese schreckliche Stimme in sein Ohr, diese Stimme, in der es nichts als Hass und Aggressionen gab. „Vielleicht bist du stärker als die anderen, aber am Ende werde ich dich brechen. Ich werde dich so zerstören, dass du dich davon nie wieder erholst, sondern entweder zu der tollwütigen Bestie wirst, die du in Wahrheit bist, oder nur noch wimmernd in einer Ecke liegst und mich darum anbettelst, endlich sterben zu dürfen. Hörst du mich? HÖRST du mich?!“

Er hörte ihn. Immer noch. Nachts in seinen Träumen, tagsüber in seinen Panikattacken und jetzt; jetzt, wo er ihn vor sich sah, diesen Teufel, der immer geglaubt hatte, alles im Griff zu haben, niemals in eine Situation wie diese zu geraten. Seine Gier, Nathan wieder in die Finger zu bekommen, zu vollenden, was er einst mit ihm begonnen hatte, hatte ihm das beschert, hatte ihn unvorsichtig werden lassen und ihn blind in ihre Falle tappen lassen. Und nun, nun war endlich der Zeitpunkt gekommen, dass Nathan sich für das rächen konnte, was dieser Mann ihm angetan hatte, dass er ihn zerreißen, ganz langsam sterben lassen konnte, auf die grausamste Art und Weise, die ihm einfiel. Oh, ja! Das war es, was er brauchte, was ihn heilen, von den Erinnerungen und Alpträumen befreien würde.

Die Bestie in Nathan begann die Zähne zu fletschen, lief in ihm nervös auf und ab, während er weiterhin gezwungen war, sich zu beherrschen, ruhig hinter diesem Mann herzugehen, der ihm bewiesen hatte, dass es die Hölle auf Erden tatsächlich gab. Nathan konnte nichts dagegen tun, auch wenn er seinen Körper sonst noch im Griff hatte, er begann sich wieder zu verwandeln. Jede Zelle in seinem Körper begann zu kribbeln und er fühlte seine Reißzähne herausdrängen.

Gabriel, der schräg vor ihm lief, warf ihm einen mahnenden Blick über die Schulter zu und schüttelte dann kaum merklich den Kopf, ihm mental eine Welle der Ruhe zusendend, die Nathan dankbar ergriff. Er schloss kurz die Augen, atmete tief durch und versuchte sich, als er die Lider wieder hob, auf etwas anderes zu konzentrieren. Er durfte seinem Bedürfnis nach Rache noch nicht folgen, durfte sich von diesem gefährlichen Mix aus Hass, Beklemmung, Anspannung und Angst, der sich immer weiter in ihm ausbreitete, nicht davontragen lassen, musste dafür sorgen, dass sein Geist die Oberhand behielt.

Sein Blick blieb an dem Schwert an Gabriels Rücken hängen, das in einer Halterung steckte, die sich der Lunier nach ihrer erfolgreichen ersten Mission angelegt hatte. Er musste diese auch damals in Mexiko unter seinem Mantel getragen haben. Sie war unauffällig, hielt das Schwert dicht an seinem Körper und er brauchte nur kurz über seine Schulter zu greifen und hatte es schon in der Hand, während es ihn bei allen anderen Bewegungen dort an seinem Rücken kaum behinderte.

Nathan betrachtete das Schwert genauer. Er hatte es vorher immer für ein Samurai-Schwert gehalten, aber dazu war es nicht lang genug. Es



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