Richard Wadani Eine Politische Biografie by Lisa Rettl
Autor:Lisa Rettl [Rettl, Lisa]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Milena Verlag
veröffentlicht: 2015-11-14T23:00:00+00:00
Richard bei einem Volleyballmatch in einem USIA-Betrieb, Wien, um 1954.
Das Sportwesen war auch eine Arena des Kalten Krieges, wobei die KPÖ seit Gründung des ASVÖ im Jahr 1948 deutlich an Terrain gewonnen hatte. 1954 konnte der ASVÖ auf rund 180.000 Mitglieder in 1.100 Vereinen verweisen – ein Beleg für eine erfolgreiche Arbeit innerhalb von nur fünf Jahren. Vergleichsweise groß war der Einfluss der KPÖ in einzelnen Spartenverbänden. Bis 1948 stand etwa der Österreichische Schwimmverband mit seinen Präsidenten Anton Bayer und Hermann Wenkart unter kommunistischer Führung, ebenso der Österreichische Radfahrerbund mit Franz Hamedl. Der Judoverband war 1948 auf direkte KPÖ-Initiative gegründet worden, ebenso der Volleyballverband im Jahr 1953. Desgleichen stand der niederösterreichische Fußballverband unter kommunistischer Führung – eine Facette, über die Richard sich heute noch begeistern kann:
»Ich muss sagen, wir haben eigentlich unverhältnismäßig viele Positionen besetzt – mehr als man von den Wahlergebnissen her hätte denken können! Die Partei in ihrer Größe! Prozentual gesehen haben wir unheimlich viele Präsidenten gestellt! Da waren der Gewichtheberverband, der Radfahrverband und noch ein paar andere. Dann haben wir noch einen Präsidenten gehabt in Niederösterreich, im ASVÖ. Im schwarzen Niederösterreich, das muss man sich vorstellen! Dann den Präsidenten Schneider im Burgenland, den Eugen … also, wir haben viele Positionen gehabt – noch und noch! Das haben wir alles gemeinsam aufgebaut.«
Im politischen Kampf um Sportvereine, Mitglieder und Funktionen spielte, wie Manfred Mugrauer in seiner Arbeit zur Sportpolitik der KPÖ festhält, der Betriebssport eine maßgebliche Rolle. Aufgrund der zunehmenden politischen Isolierung der KPÖ als Folge des Kalten Krieges verlagerte die Partei ihren Schwerpunkt zur Entfaltung des Massensports in Großbetriebe, wobei speziell die USIA-Betriebssportvereine mit allen wichtigen Sparten des Massensports (Leichtathletik, Turnen, Fußball, Volleyball, Tischtennis, Schwimmen, Radfahren) entsprechendes Gewicht hatten. Diese Einschätzung fand im Interview mit Richard Bestätigung. Für den Aufbau der Volleyball-Strukturen stellte er fest:
»Eine der größten Stützen waren die USIA-Betriebe. Die haben da ja ihre Sportvereine gehabt. Und ich hab’ im Rahmen meiner Parteiarbeit mit den Betrieben und den dortigen Verantwortlichen Kontakt gehabt. So haben wir gemeinsam die Volleyballsektionen aufgebaut. Die USIA-Betriebe haben ja auch das Geld gehabt: schöne Sportplätze und so weiter. Außerdem haben sie sich die Spielertrainer von den tschechischen Vereinen geholt. Die haben auch mitgeholfen. So ist das gewachsen. Und dann haben wir uns schon getraut, ein größeres Treffen zu organisieren, in der Lobau! Ein großes Treffen: von in der Früh bis in die Nacht Turniere! Erst danach ist das erste Volleyballturnier in Wien gekommen – Burschen und Mädchen getrennt. Da haben wir dann schon fast fünfzig Mannschaften gehabt!«
In einem historischen Rückblick auf der Website des Österreichischen Volleyballverbandes präzisiert Richard diese Zahl für die ersten Meisterschaften: Demnach waren 1949 insgesamt sechsunddreißig Herrenmannschaften, zwölf Damenmannschaften und vier Jugendmannschaften nominiert. Als Austragungsort blieb die Lobau mehr als zwei Jahrzehnte eine der wichtigsten Spielstätten für größere Volleyballturniere, gefolgt vom Garten beim Haus der Jugend, dem heutigen Haus des Sports, in der Prinz-Eugen-Straße.59 In Wien, so formulierte es der ehemalige Volleyballnationalspieler und Historiker Hans Hautmann, war jedenfalls das »gstättenmäßige Ambiente typisch für die Frühgeschichte des Volleyballsports in Österreich«.60
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