Rescue me - Ganz nah am Abgrund by Sabine Koch

Rescue me - Ganz nah am Abgrund by Sabine Koch

Autor:Sabine Koch [Koch, Sabine]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: dead soft Verlag
veröffentlicht: 2013-02-05T17:00:00+00:00


Siebzehn

Wenn es für Blödheit einen Preis geben würde, ich hätte ihn heute verdient. Weil ich mich in dich verknallt habe.

Wie hatte ich so etwas sagen, Ryan mein größtes Geheimnis verraten können? Ich starrte immer noch die Decke an.

„Scheiße, Scheiße, Scheiße!“, fluchte ich laut und hieb mit der Faust ins Kissen. „Jetzt hab’ ich ihn endgültig vergrault.“ Ryans Entsetzen in seiner Stimme und die überstürzte Flucht ließen gar keinen anderen Schluss zu.

„Hätte ich doch bloß nicht auf Brad gehört!“, schnauzte ich. „Du musst zeigen, was du fühlst, du musst dich öffnen!“ Wütend äffte ich dessen Worte nach. „Tolle Wurst! Und was habe ich jetzt davon? Nichts! Er ist weg und er wird garantiert nicht wiederkommen!“

Ich hatte ihn ein für alle Mal vertrieben.

„Du scheinst nicht genau zu wissen, was du willst, oder?“, fragte Dad gereizt. Offenbar ging ihm das ständige Hin und Her auf den Keks. „Läuft es nicht so, wie du es dir gewünscht hast? Du wolltest deine Ruhe, schön einsam in deinem selbst gebauten Gefängnis vor dich hinvegetieren. Nun hat es ja endlich geklappt. Sei doch froh.“

„Verdammt noch mal, Dad, musst du dich schon wieder einmischen?“, rief ich und sprang aus dem Bett. Unruhig begann ich, hin und her zu laufen. „Es wird ja wohl besser sein, wenn er wegbliebe, oder? Denn wie soll ich ihm jemals wieder unter die Augen treten, he?“

Ich hatte es vergeigt. So richtig. Und alles nur, weil ich mich nicht beherrschen konnte, da auf dem alten Sofa. Als Ryan betrunken in meinen Armen lag und schnarchte.

„In den Arsch könnte ich mich treten!“ Ich war über mich selber so wütend, am liebsten wäre ich mit dem Kopf vor die Mauer gerannt. Ich lehnte mich an die Fensterbank und verschränkte die Arme vor der Brust. Atmete tief durch. Versuchte, wieder runterzukommen. „Wieso, verdammt, hab’ ich das bloß getan?“

Weil ich gar nicht anders hatte handeln können. Weil ich ein Mal, ein einziges Mal nur diesem verfluchten Drang hatte nachgeben müssen. Ihn zu berühren. Die Weichheit seiner Haut spüren. Ihn küssen.

Wie lange schon hatte ich es tun wollen? Ich wusste es gar nicht mehr, hatte bislang jeglichen Gedanken daran erfolgreich verdrängt. Nach dem Unfall war es mir auch nicht sehr schwer gefallen, da hatte ich genügend andere Probleme.

Doch nun – nun war er wieder da, dieser elende Wunsch. Seit Ryan in mich hineingerannt war, wuchs und wuchs er immer weiter, wie ein Geschwür. Tief in mir drin.

Ich stöhnte frustriert auf. Ja, ich hatte es getan – und ausgerechnet in dem Moment hatte Ryan seine Augen öffnen müssen.

„Du hast ihn geküsst. Na und? Ich hab’ mal Joe Foster geküsst – du weißt schon, er war mein Mechaniker. War ’ne Wette. Hab’ fünfzig Dollar gewonnen.“ Dad feixte. „Wieso machst du dir Gedanken darum?“

„Ach Dad! Du fragst noch?“, antwortete ich mutlos. Jetzt dachte Ryan wahrscheinlich, ich fiele jedes Mal über ihn her. Ich war ja schon lange der Freak, aber jetzt war ich auch noch der schwule Freak.

„Glaubst du, er wird es jemandem sagen?“

„Ich weiß nicht.“ Ich rieb mir die Augen. Es war ein Gefühl, als hingen Zementsäcke an den Lidern.



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