Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht by Larsson Åsa

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht by Larsson Åsa

Autor:Larsson, Åsa [Larsson, Åsa]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-09-26T00:00:00+00:00


GELBBEIN

ES WIRD FRÜHLING. Einzelne Schneeflocken unter den blaugrauen Tannen und den kerzengeraden Kiefern. Warme Brise von Süden. Die Sonne sickert durch das Astwerk. Überall rascheln kleine Tiere durch das Gras des Vorjahres. In der Luft treiben Hunderte von Düften umher wie in einem großen Tiegel. Harz und frisch gesprungene Birke. Warme Erde. Offenes Wasser. Niedliche Hasen. Listige Füchse.

Die Rudelwölfin gräbt in diesem Frühjahr einen neuen Bau. Es ist ein altes Fuchsloch, das zweihundert Meter oberhalb eines Weihers an einem Südhang liegt. Im Sandboden lässt es sich leicht graben, aber die Rudelwölfin hat doch genug damit zu tun, den Gang zum Fuchsbau so zu erweitern, dass sie hindurchpasst, allen alten Abfall aus der Zeit der Füchse zu entfernen und drei Meter unter dem Hang eine Wohnkammer auszugraben. Gelbbein und die anderen Wölfinnen haben ab und zu helfen dürfen, aber das meiste hat sie selbst gemacht. Jetzt verbringt sie ihre Tage in der Nähe des Baus. Liegt vor der Öffnung in der Sonne und döst. Die anderen Wölfe bringen ihr Fressen. Wenn das Alphamännchen etwas bringt, erhebt sie sich und geht ihm entgegen. Leckt ihn und knurrt hingebungsvoll, ehe sie die Gaben verschlingt.

Dann geht die Rudelwölfin eines Morgens in den Bau und kommt an diesem Tag nicht mehr zum Vorschein. Am späten Abend presst sie die Jungen aus sich heraus. Verschlingt alle Häutchen, Nabelschnüre und Mutterkuchen. Schiebt sich die Welpen unter den Bauch. Sie braucht kein Totgeborenes hinauszutragen. Fuchs und Rabe müssen auf diese Mahlzeit verzichten.

Das restliche Rudel lebt draußen sein Leben. Reißt vor allem kleine Beutetiere, hält sich in der Nähe. Ab und zu hören sie ein leises Fiepen, wenn ein Wolfsjunges in die falsche Richtung gekrabbelt ist. Oder wenn es von seinen Geschwistern weggestupst worden ist. Nur das Alphamännchen darf in den Bau kriechen und der Rudelwölfin Fressen hinspucken.

Nach drei Wochen und einem Tag trägt die Rudelwölfin die Jungen zum ersten Mal aus dem Bau. Fünf Stück. Die anderen Wölfe wissen vor Freude nicht mehr ein noch aus. Vorsichtig begrüßen sie sie. Beschnüffeln sie, stupsen sie an. Lecken die kugelrunden Bäuche der Kleinen und die Haut unter ihren Schwänzen. Nach kurzer Zeit schon trägt die Rudelwölfin sie wieder in den Bau. Die Kleinen sind von den vielen Eindrücken schon total erschöpft. Die beiden Einjährigen machen einen glücklichen Abstecher in den Wald und jagen einander.

Jetzt beginnt für das Rudel eine wunderbare Zeit. Alle wollen sich an der Pflege der Kleinen beteiligen. Die spielen unermüdlich. Und ihre Verspieltheit steckt alle an. Sogar die Rudelwölfin lässt sich zum Tauziehen mit einem alten Zweig verführen. Die Kleinen wachsen und haben immer Hunger. Ihre Schnauzen werden länger und ihre Ohren spitzer. Es geht schnell. Mit einem Jahr wetteifern sie darum, wer vor dem Bau Wache halten darf, während die anderen auf Jagd sind. Wenn die Erwachsenen zurückkehren, kommen die Jungen angeschwänzelt. Betteln und fiepen und lecken die Mundwinkel der Großen. Als Antwort werfen die erwachsenen Wölfe ihnen rote Haufen von zerkautem Fleisch hin. Wenn etwas übrig bleibt, bekommen das die jungen Wachtposten.

Gelbbein verschwindet nicht zu eigenen Wanderungen.



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