Professor Zamorra - 1017 - Der Feind meines Feindes by Simon Borner

Professor Zamorra - 1017 - Der Feind meines Feindes by Simon Borner

Autor:Simon Borner [Borner, Simon]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-05-21T04:00:00+00:00


Kapitel 5: Riskantes Spiel

Als es geschah, stand Zamorra unter der Dusche. Und obwohl es geschah, erschien es ihr vollkommen unmöglich.

In einem Moment stand Nicole Duval noch am Fenster des Hotelzimmers und sah hinaus auf die Stadt, im nächsten ertrank sie in einem Meer aus Erinnerungen. Sie wusste nicht, woher sie kamen und was sie getriggert hatte. Irgendwo in ihrem Inneren war eine Schleuse geöffnet worden – und nun vermochte sie sie nicht zu schließen.

Nicole keuchte. Ganz vage war sie sich noch bewusst, dass sie am Fenster zusammenbrach und auf dem Teppichboden aufschlug. Aber die reale Welt, die Gegenwart, existierte kaum noch. Da war nur noch das Meer.

Bilder strömten auf sie ein, begruben sie unter sich. Gefühle, Gerüche, Berührungen. Die Vergangenheit drückte sie nieder, als wolle sie sich dafür rächen, dass Nicole ohne sie weitergelebt hatte. Nicole sah das Château an der Loire und einen Dämonenjäger, den sie zum allerersten Mal traf. Sie sah die Flammenwand und die Schwefelklüfte, Bill Fleming und Pierre Robin, Dylan McMour und die Hüterin der Quelle. Sie spürte Stygias dämonische Krallen auf der Haut und Asmodis’ Blick im Nacken, Merlins Gegenwart ebenso wie Uschi Peters’ schmerzende Abwesenheit. Alles war eins in diesen Momenten völliger Hilflosigkeit, Gestern und Heute verschmolzen zu einem endlos scheinenden, qualvollen Jetzt, das mit sich riss, was immer in seine Strömung geriet. Nicole fand nirgends Halt.

Und dann war es vorbei, so plötzlich, wie es gekommen war. Erst als die Bilder und Klänge und Gefühle von ihr abfielen, merkte Nicole, dass sie noch immer auf dem Boden lag. Ihr Körper war schweißgebadet, zitterte unkontrolliert. Tränen der Trauer und der Verzweiflung liefen ihr über die Wangen, Tränen über eigentlich längst verheilte emotionale Wunden. Jeder Freund, der ihr jemals weggestorben war, schmerzte sie plötzlich wieder so sehr, als sei sein Tod noch keine zwei Sekunden her.

Nicole stemmte sich keuchend auf und schleppte sich mit letzter Kraft ins Bad. Dort übergab sie sich. Und verlor das Bewusstsein.



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