Professor Zamorra - 1016 - Vassagos Schmerz by Christian Schwarz
Autor:Christian Schwarz [Schwarz, Christian]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-05-07T04:00:00+00:00
Das Dörfchen Salerne war idyllisch in baumbestandenes Hügelland eingebettet. Nicole musste das Cabrio etwas außerhalb der Innenstadt parken, da die Gässchen zwischen den vierstöckigen bunten Häuserreihen zum Teil so eng waren, dass sich gerade mal zwei Personen aneinander vorbeidrücken konnten. Hermine Le Vau wohnte in der Rue Pierre Blanc im dritten Stock. Aber sie war nicht zu Hause. Von einer Nachbarin erfuhren sie, dass der Le Vau das kleine Kosmetikstudio »Beauty Lounge Hermine« gehörte, das in der Rue des Tomettes zu finden und über einen Innenhof zu erreichen war. Kinder spielten Fußball und machten gehörigen Lärm dabei, während die Besucher die Treppe zur Beauty Lounge hoch stiegen. Sie mussten durch einen kleinen Flur mit altmodischem, abgelaufenem Teppich, an dessen Ende sich die Tür zur Beauty Lounge befand. Die Wände waren mit entsprechenden Werbeplakaten gepflastert. Aragon klingelte.
»Na sieh mal einer an«, sagte Zamorra leise und tastete über seine Brust. »Merlins Stern erwärmt sich. Wie gut, dass ich die Blechscheibe vorsorglich aktiviert habe. Da ist irgendein schwarzblütiges Gesocks in der Nähe.« Er sah sich um.
»Das meinen Sie jetzt nicht im Ernst.«
»Aber so was von. Wenn wir reingehen, halten Sie sich am besten hinter uns, Victor.«
Ein Knacken schaltete die Gegensprechanlage ein. »Ja bitte?«, ertönte eine angenehme weibliche Stimme.
»Kommandant Victor Aragon von der Kriminalpolizei Avignon. Wir möchten mit Madame Le Vau sprechen. Ist sie da?«
»Haben Sie denn einen Termin?«
»Und Sie? Haben Sie’s mit den Ohren? Ich sagte Polizei, Mademoiselle. Also, was ist nun, können wir Madame Le Vau sprechen?«
»Ja, zumindest ist sie da, aber sie telefoniert gerade. Kommen Sie doch bitte erstmal herein.«
Ein Summen ertönte. Zamorra stieß die Tür auf. Sie traten in einen mit den berühmten sechseckigen Salernes-Fliesen weiß gekachelten Raum. In den überall aufgestellten Regalen waren alle möglichen Kosmetika, Hautöle und dergleichen ausgestellt. An einer kleinen Empfangstheke mit einigen grünen Pflanzen drum herum und einem Fenster dahinter, das direkt auf den Innenhof hinaus führte, saß eine hübsche, äußerst gepflegte Frau in mittleren Jahren und starrte ihnen über den Rand ihrer Designerbrille hinweg erwartungsvoll entgegen. Sie lächelte geschäftsmäßig freundlich. Merlins Stern erwärmte sich stärker. Zamorra lächelte zurück. Nicoles Gesicht blieb hingegen unverbindlich. Stattdessen zog sie plötzlich ihren E-Blaster, nachdem Zamorra fast unmerklich genickt hatte.
Die Augen der Frau wurden groß. »Was – was wollen Sie? Ist das ein Überfall? Bei uns gibt es nichts zu holen.«
»Halt die Klappe, Schätzchen«, zischte Nicole. »Wir wissen genau, was du bist.«
»Ich – was meinen Sie?«
»Verkauf uns nicht für dumm. Gehört die Le Vau auch zu eurem Verein?«
Die Frau begann zu zittern. »Ich weiß nicht, was Sie wollen«, krächzte sie. »Wir haben kein Geld. Bitte, ich das müssen Sie mir glauben.«
Zamorra war im Begriff, die Tür aufzustoßen, auf der Le Vau, Geschäftsleitung prangte. Dabei holte er Merlins Stern langsam unter seinem Hemd hervor.
Mit einem irren Schrei schnellte die Frau hoch. Ihre zuvor dunklen Augen leuchteten plötzlich in einem grellen Gelb; der Kopf verformte sich, während die angebliche Schönheit rasend schnell dahin schwand. Das überaus hässliche, faltige Gesicht einer Greisin, umrahmt von dünnen, sich wie Schlangen windenden Haaren, erschien. Auf
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