Pinienträume by Eileen Ramsay

Pinienträume by Eileen Ramsay

Autor:Eileen Ramsay [Ramsay, Eileen]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Lübbe Digital
veröffentlicht: 2015-06-22T16:00:00+00:00


KAPITEL 14

Signorina, ich muss Ihnen mitteilen –«

»Sie haben meinen Bruder ermordet. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.«

»Gabriella, ich habe getan, was ich konnte.«

»So wie Sie alles getan haben, damit mein Vater zurückkommt? Guten Tag, General.«

Sie war ins Dorf gelaufen. Portofino hatte beobachtet, dass Ludovico verletzt und blutend ins Dorf geschleppt wurde, und es ihr berichtet. Sie war den Soldaten und ihren Gefangenen gefolgt. Portofino musste sie gewaltsam festhalten, als Ludo und die anderen erschossen wurden. Sie hörte, wie ein Soldat sagte: »O Gott, nein! Er ist doch noch ein Kind.« Später, im Arbeitszimmer ihres Vaters, versuchte sich der General zu rechtfertigen, obwohl Ludos Blut auf dem Platz noch nicht getrocknet war.

Gefolgt von dem leise schluchzenden Portofino war sie nach Hause gelaufen. An jenem Tag war ihre Kindheit abrupt zu Ende gegangen. Sie war nun eine Frau, und mit der Überzeugung ihres Vaters, dass in jedem Menschen Gutes und Böses steckte, hatte sie abgeschlossen. Ihr Vater war vermutlich tot, weil er nicht mit den Deutschen kollaboriert hatte. Und ihr Bruder hatte sterben müssen, weil er einem Engländer auf der Flucht vor den Deutschen geholfen hatte.

Hass vergiftete ihre Seele.

Sein Besuch kam überraschend. Die Contessa war nach Rom gefahren und wohnte in dem Palazzo, den Beatrice mit in die Ehe gebracht hatte. Die Familie wusste, dass er in Rom eine Reihe von Konzerten gab, und höflich wie immer hatte er kurz zuvor angerufen, um Bescheid zu geben. Das Castello war stets bereit, die Familie zu beherbergen, aber Raffaele wusste auch, dass für seine Ankunft besonders sorgfältige Vorbereitungen getroffen wurden. Schließlich liebten ihn alle in besonderem Maße. Er hätte gern im Hotel oder bei seinem Freund, dem Dottore, gewohnt, aber seine Anwesenheit dort hätte sich gewiss herumgesprochen, und die Dienstboten wären gekränkt gewesen. Gekränkt, weil sie nicht seine Zimmer herrichten und etwas für ihn kochen durften.

»Es ist ihm doch egal, was er zu essen bekommt«, murmelte der alte Cesare, aber Portofino kannte Raffaele besser.

»Ein Genie ist anders als gewöhnliche Menschen, Cesare. Es braucht die Verführung. Wenn der Maestro angespannt ist, zieht sich sein Magen zusammen.«

»Aber warum sollte er angespannt sein? Der Frühling steht vor der Tür. In den Tälern blühen die wilden Orchideen.«

»Und bald werden überall diese verfluchten Ausländer auftauchen.« Alles, was nicht italienisch war, betrachtete Portofino mit Misstrauen. Nur gegen cara Sophie hatte er keine Vorbehalte. Er liebte Sophie, was man nicht von allen in der Familie behaupten konnte.

»Er hat der Contessa nicht gesagt, dass er kommt.«

»Selbst der treueste Sohn entzieht sich immer wieder gern dem Einfluss der Mamma.«

»Was ist eigentlich mit diesem Pool, Portofino? Kommt der Maestro deshalb?«

Portofino blickte sich vorsichtig um, und obwohl er wusste, dass sie allein waren – die beiden steinalten Männer lebten seit ihren Jugendjahren im Schloss –, senkte er die Stimme: »Hüte deine Zunge, Cesare. Es waren Randalierer, und damit basta. Und diese Engländer sind selber schuld. Sie bringen ihre schlechten Gewohnheiten mit, die unsere Kinder dann übernehmen.«

Cesare holte ein Tässchen aus dem Schrank, goss sich starken schwarzen Kaffee ein, gab reichlich Zucker hinzu und schlurfte



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.