Operation Blackmail by Saborowski Jenk

Operation Blackmail by Saborowski Jenk

Autor:Saborowski, Jenk [Saborowski, Jenk]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492952378
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2012-05-26T14:26:23+00:00


TEIL 2

KAPITEL 35

München, Flughafen Franz-Josef-Strauß

Tag 6: Samstag, 12. Januar, 14:13 Uhr

Leonid Mikanas’ Lufthansa-Maschine landete pünktlich um 14:10 Uhr am Münchener Flughafen Franz-Josef-Strauß International. Es war riskant, zu fliegen, aber Mao war überzeugt, dass es kein ernsthaftes Problem darstellte. Selbst wenn den Behörden klar wurde, dass er per Flugzeug gereist sein musste: Mehr als 5000 Fluggäste pro Stunde in Athen bedeuteten für die Zeit, in der er abgeflogen war, über 60000 Menschen, verteilt auf Dutzende Überwachungskameras. Zudem wären die Aufzeichnungen längst gelöscht, wenn er sein nächstes Ziel erreichte. Deshalb machte er sich keine Sorgen, und innereuropäische Passkontrollen gab es auch auf den internationalen Routen nicht. Als er den Sicherheitsbereich verließ, steuerte er direkt auf den Ausgang Richtung Bahn zu, die ihn in die Stadt bringen würde. Er kannte München gut, sie hatten viele Abende in Maos Wohnung verbracht und ihren Plan in jeder Einzelheit durchgekaut. Auch der hiesige Geo-Cache war für ihn fast ein Heimspiel, den Koordinaten nach zu urteilen, musste er irgendwo an den Isarauen liegen. Der Flusslauf war ihr bevorzugtes Übungsgebiet gewesen, sodass Leonid es direkt an den Rohdaten wiedererkannte.

Als ihn die Drehtür des Flughafengebäudes ausspuckte, begrüßte ihn die Bayern-Metropole mit Kaiserwetter. Ein strahlend blauer Himmel lugte durch die Traversen des Zeltdachs, das den Platz zwischen den beiden Terminals überspannte. Der S-Bahnhof war nur hundert Meter entfernt, und Minuten später saß er in der S8 Richtung Innenstadt und hatte Zeit, nachzudenken. Wieso hatte ihn Mao jetzt schon nach Deutschland geschickt? War irgendetwas schiefgegangen? In einer knappen Stunde würde er auf dem Weg zu seinem Cache beinahe an Maos Wohnung vorbeilaufen, es wäre nur ein winziger Umweg. Aber nein, das konnte er unmöglich riskieren. Er musste Mao vertrauen, dem Halbchinesen mit dem aufbrausenden Wesen. Konnte er das denn, Mao vertrauen? Er war sich von Anfang an nicht ganz sicher gewesen. Als er ihn in der hässlichen Spelunke, die er seine Stammkneipe nannte, auf ein Geschäft angesprochen hatte, signalisierte er natürlich Interesse. Mein Gott, zweieinhalb Millionen Dollar für ein paar Monate Arbeit. Das Studium für seine Enkeltochter, ein Leben für seine Familie. Nach all den Jahren spärlich fließenden Solds. Mütterchen Russland vergaß seine treuesten Diener, zu denen er sich immer gezählt hatte. Wieder und wieder hatte ihr Kommandeur Besserung gelobt, Rückzahlungen des ausstehenden Solds angekündigt. Alle paar Wochen eine neue Hypothek auf die Zukunft, die niemals gekommen war. Dann der reiche Chinese aus dem Westen mit seinen schicken Anzügen. Seine Geschenke, das waren keine leeren Versprechungen, er hatte seiner Tochter etwas Schönes zu Weihnachten kaufen können. Sie halfen ihm über die Zweifel hinweg, diese kleinen Zuwendungen. Gezweifelt hatte er nur an den Augen, diesen schwarzen Perlen, wie aus Glas, gefühllos und eiskalt.

Leonid war als Waise aufgewachsen, in einem Haus mit achtzig Schicksalsbrüdern, er wusste, was es hieß, sein Leben mit den Taten eines Freundes zu verknüpfen. Sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam unter die Decke zu kriechen, wenn die Heizung ausfiel. Selbst im Streit. So ein Freund konnte Mao niemals werden, aber die Aussicht auf eine bessere Zukunft ließ ihn hoffen, dass er sich täuschte.



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