Nur eine Sache (German Edition) by Holly Jacobs

Nur eine Sache (German Edition) by Holly Jacobs

Autor:Holly Jacobs [Jacobs, Holly]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: AmazonCrossing
veröffentlicht: 2015-02-02T23:00:00+00:00


Kapitel 12

Ich zerbrach mir den Kopf über ein Kostüm für die Halloween-Party am Samstagabend.

Zunächst überlegte ich, als Gespenst zu gehen. Das war ein einfaches, eindeutiges und traditionelles Kostüm. Doch als ich gerade dabei war, ein altes Bettlaken herauszufischen, entschied ich mich dagegen. Ein Gespenst war etwas, das im Schatten lauerte. Ich hatte das Gefühl, als wäre das der Ort gewesen, an dem ich das letzte Jahr über gelebt hatte – im Schatten –, und ich hatte die Nase voll davon.

Vielleicht sollte ich als Künstler gehen. Dabei musste es jemand sein, den jeder erkennen würde. Es gab keine Töpfer, die so bekannt waren. Es musste also ein anderer Künstler sein.

Van Gogh? Ich könnte ein Handtuch um mein Ohr wickeln und …

Nein, entschied ich schnell. Er hatte sich das Leben genommen.

Ich wollte als etwas Fröhliches gehen. Etwas Optimistisches. So fühlte ich mich. Das Picknick mit Sam hatte viel dazu beigetragen. Es war mehr als nur das. Unsere eine Sache half mir. Ich fühlte mich den Kindern näher. Und ich hatte das Gefühl, dass ich zum ersten Mal seit Langem wieder eine Verbindung zu meiner Mutter hatte. Vielleicht sogar zum allerersten Mal. Nach dem Tod meines Vaters hatte sich unser Verhältnis gebessert und wir hatten uns einander angenähert, aber wir waren nie wirklich miteinander klargekommen. Bis vor Kurzem.

Ich wollte also keinen depressiven, suizidalen Künstler verkörpern.

Und plötzlich wusste ich, als was ich mich verkleiden wollte.

Dafür brauchte es einen Abstecher nach Erie, um einen wichtigen Teil des Kostüms zu besorgen. Als ich mich auf dem Weg zu Sams Party im Autospiegel begutachtete, wusste ich, dass ich die richtige Wahl getroffen hatte.

Ich trat in die Bar und entdeckte Sam sofort. Er trug ein Tweedjackett, ein Brille aus Draht und hatte eine Pfeife im Mund.

»Psychiater?«, fragte ich. Er nickte und lachte. »Verstehe. Barkeeper und Psychiater sind einfach nur zwei Seiten derselben Medaille.«

»Du bist die Einzige, die es verstanden hat. Jerry wollte wissen, ob ich Sherlock Holmes sei.« Er hörte sich verärgert an.

»Jerry«, schimpfte ich. »Er ist doch nicht Sherlock … Die Deerstalker-Mütze fehlt.« Ich begutachtete unseren Freund-vom-anderen-Ende-der-Bar und lachte. Er trug eine Briefträgeruniform und sah aus wie der Besserwisser aus der Serie Cheers.

»Du gehst als Klugschwätzer, hm?«, fragte ich.

»Cliff Clavin zu Ihren Diensten, gnä’ Frau.«

Ich lachte. »Perfekt, Jerry.«

»Und was bist du?«, fragte Sam.

Ich zog Jacke und Mütze aus und entblößte mein ungezähmtes, wuscheliges Haar. Dann setzte ich vorsichtig meine Brille auf und holte den Pott aus Ton aus meiner Tasche.

»Harry Potter?«, fragte Jerry.

»Nein, sie ist ein ›Hairy Potter‹. ›Hairy‹ für ›haarig‹.« Jerry sah verwirrt aus, also erklärte Sam es ihm. »Sie töpfert, zum Beispiel diesen Pott. Also ist sie ein ›Potter‹.«

»Und da mir kein bekannter Töpfer eingefallen ist, habe ich mich hierfür entschieden.«

»Ein ›Hairy Potter‹«, fügte Jerry hinzu. »Das ist gut!«

»Na ja, es ist nur gut, wenn die Leute wissen, dass ich Töpferin bin. Sonst muss man es erklären.«

»Trotzdem. Es ist kreativ«, sagte Jerry.

Sam überreichte mir ein Guinness und sagte: »Misch dich unters Volk. Es ist eine Party.«

Und ich mischte mich unters Volk. Ich erklärte mein Kostüm und ich lernte Leute kennen.



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