Nachtherz: Das Nordland (German Edition) by Melvin Schulz-Menningmann

Nachtherz: Das Nordland (German Edition) by Melvin Schulz-Menningmann

Autor:Melvin Schulz-Menningmann [Schulz-Menningmann, Melvin]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: AAVAA Verlag
veröffentlicht: 2014-05-31T22:00:00+00:00


Die ehemals so prächtige Torburg war jetzt nicht mehr als ein Trümmerhaufen. Auf dem Gipfel dieses Trümmerhaufens stand General Tove Hammerfaust, der seinen schweren Schlachthammer schwang, dass die Feinde Links und Rechts zur Seite flogen und eindrucksvoll klarstellte, wie er zu seinem Beinamen gekommen war.

Von seinen Männern stand dagegen kaum noch einer. Die meisten waren von den Trümmern des Tores begraben worden und die wenigen Überlebenden waren keine ernstzunehmenden Gegner mehr.

Trystan eilte an die Seite des Hauptmanns. „Was ist geschehen?“, brüllte er über den Schlachtlärm hinweg.

„Verrat!“, antwortete Hammerfaust wutentbrannt und bestätigte damit Trystans Vermutung.

„Wo ist er hin?“, schrie Trystan wütend. „Ich muss Silberwolf aufhalten, bevor er noch mehr Schaden anrichtet!“

Hammerfaust hielt inne und drehte sich zu ihm um. In seinen Augen lag grimmige Wut.

„Er? Nein. Nicht Silberwolf.“

„Nicht Silberwolf?“ Trystan sah erstaunt auf. „Wer dann?“

Hammerfaust wollte antworten, doch er vollendete seinen Satz nie. Wie aus dem Nichts bohrte sich plötzlich eine Klinge von hinten durch seinen Brustpanzer.

Blut spritzte hervor. In die Augen des Hauptmanns trat ein Ausdruck unsäglicher Verwunderung.

„Nein …“

Er ging zu Boden. Hinter ihm stand eine schlanke Gestalt in einer Lederrüstung, das blutverschmierte Schwert lässig in der Hand. Eine Flut schwarzer Locken ergoss sich über die Schultern der Gestalt, in die silberne Ringe zur Dekoration geflochten waren.

Herráza.

Trystan spürte, wie ihm alles Blut zum Herz schoss.

„Du?“, keuchte er.

Herráza kicherte kokett. „Damit hast du nicht gerechnet, was, Kleiner?“

„Aber … Silberwolf …“

Herráza machte eine ungeduldige Handbewegung.

„Silberwolf ist ein Idiot. Viel zu dumm, um würdig zu sein, Thorald zu dienen.“

„Du … du dienst Thorald?“

„Natürlich diene ich Thorald, du Spatzenhirn!“ Sie lachte böse auf. „Und du Idiot hast ernsthaft gedacht, ich wäre auf deiner Seite?“

„Aber … der Erzmagier …“, murmelte Trystan schwach.

Herráza lachte noch mehr. „Der alte Dummkopf? Ich will dir ein Geheimnis verraten, mein lieber, kleiner Trystan. Der Erzmagier hat nicht mich geschickt, sondern jemand anderen.“ Sie zog den Ring des Erzmagiers aus der Tasche und betrachtete ihn spöttisch. „Und den auszuknipsen war kein Problem. Ihr Magier seid doch alle gleich. Tut auf mächtig, aber die wahre Macht, die fürchtet ihr. Thorald ist ganz anders. Er weiß, was er will. Und er weiß, wie er daran kommt.“

Sie sah ihn an und ihre Augen trat ein Ausdruck endloser Bewunderung.

„Ihr würdet ihn nie verstehen.“

Trystan spürte, wie etwas in ihm erkaltete.

„Warum, Herráza?“

„Warum ich ihm diene? Warum ich ihm helfe, sich dieses erbärmliche Land zu Eigen zu machen? Weil ich ihn liebe.“ Sie lächelte zärtlich.

„Thorald ist nicht nur mächtig, er ist weise, vorrausschauend, berechnend. Er ist stark und wild und unbezähmbar. Er ist mit jedem Zoll ein Mann. Nicht so ein primitiver Klotz wie Silberwolf oder so ein naives Kind wie du.“

Sie lachte wieder und hob grazil beide Schwerter.

„Ich rede zu viel. Schließlich habe ich einen Auftrag, und den werde ich erfüllen. Den Magier ausschalten, und das Kind gleich mit.“

Trystan stand wie erstarrt. Und während er Herráza anstarrte, seine Weggefährtin, die er zu kennen geglaubt hatte, seine Weggefährtin, die ihm so ans Herz gewachsen war in all der Zeit, die sie nebeneinander ritten, spürte er, wie in ihm etwas anderes erwachte.



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