Mutige Frauen by Isabella Ackerl

Mutige Frauen by Isabella Ackerl

Autor:Isabella Ackerl
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Marix Verlag
veröffentlicht: 2013-12-31T16:00:00+00:00


GERTY CORI

* 15. August 1896 Prag

† 26. Oktober 1957 St. Louis (Missouri)

Erste Frau, die den Nobelpreis für Medizin erhielt

Gerty Theresa Radnitz war die älteste von drei Töchtern des jüdischen Chemikers und Direktors einer Zuckerfabrik Otto Radnitz. Ihre Mutter Martha, eine Freundin Kafkas, war eine kulturell sehr interessierte Dame. Das Leben in der »goldenen Stadt« Prag verlief geordnet und sorglos. Sie und ihre beiden Schwestern Lotte und Hilde wurden bis zum 10. Lebensjahr von einem Privatlehrer unterrichtet. Als sie mit 16 Jahren das Lyzeum abschloss, war für sie klar, dass es nur einen Berufswunsch gäbe: Sie wollte Chemikerin werden. Dazu musste sie erst eine Matura ablegen, die mit einer Latein- und Mathematikprüfung verbunden war. In zwei Jahren eignete sie sich das nötige Wissen an und legte als externe Schülerin in Prag die Matura ab. Anschließend schrieb sie sich an der Deutschen Universität in Prag für Medizin ein, auch animiert durch ihren Onkel, der Professor für Kinderheilkunde an dieser Universität war.

Schon im ersten Semester lernte sie ihren späteren Mann Carl Ferdinand Cori kennen, ebenfalls Medizinstudent, der ihre Begeisterung für Wandern, Klettern und Skifahren teilte. Carl Cori stammte auch aus einer Prager Familie, war aber in Triest aufgewachsen, wo sein Vater eine meeresbiologische Station leitete. Aber nicht nur der Sport einte das junge Paar; beide liebten es im Labor zu arbeiten. 1917 wird Carl Cori an die Südfront als Sanitätsoffizier einberufen, wo er sich im Lazarett mit den gängigen Seuchen, wie Typhus, Cholera, Malaria, und auch der spanischen Grippe auseinandersetzen musste. Nach Ende des Krieges kehrte er sofort nach Prag zurück und beide beendeten das Medizinstudium 1920.

Carl und Gerty Cori waren nun tschechische Staatsbürger, gingen aber nach Wien, wo sie heirateten, nachdem Gerty Cori zum Katholizismus übergetreten war. Das Wien der Nachkriegszeit war allerdings eine trostlose Stadt, was die Chancen für junge Mediziner betraf, die noch dazu lieber in der Forschung als in der täglichen Spitalspraxis tätig sein wollten. Sie fand eine Anstellung am Karolingischen Kinderspital, wo sie ein armseliges Labor ohne jegliche moderne Ausstattung vorfand. An ernsthafte Forschung war unter diesen Umständen nicht zu denken. Gelder für langfristige Forschungsvorhaben zu erhalten, schien den beiden utopisch. Gerty Cori kehrte, gesundheitlich angeschlagen, da sie an Vitamin-A-Mangel litt, zu den Eltern nach Prag zurück, um sich zu erholen. Die beiden jungen Leute entschieden, dieses Europa, das ihnen instabil und wegen der politischen Polarisierungen vor neuen Auseinandersetzung zu stehen schien, zu verlassen und nach Amerika zu gehen.

Zunächst bewarben sie sich bei der niederländischen Regierung, die junge Ärzte für die Überseekolonien, nämlich für Java, suchten, leider ohne Erfolg. Zweifellos hätte diese Tätigkeit sie von der Forschung, ihrem Lebensziel, weggeführt. Da erhielt Carl Cori das Angebot eines Krebsforschungsinstituts in Buffalo (New York) auf den Posten eines Biochemikers. Gerty folgte ihm nach wenigen Monaten, aber die beruflichen Aussichten für sie waren wesentlich schlechter. An eine gemeinsame und gleichberechtigte Laborarbeit war nicht denken, sie konnte nur seine Assistentin sein, da man es an amerikanischen Universitäten und Instituten tunlichst vermied, Ehepaare wegen der möglichen »Vetternwirtschaft« zu beschäftigen. Außerdem war das generelle Arbeitsklima noch ziemlich misogyn, Frauen wurden systematisch benachteiligt.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.