Muetter ohne Liebe by Gaby Gschwend

Muetter ohne Liebe by Gaby Gschwend

Autor:Gaby Gschwend [Gschwend, Gaby]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag Hans Huber
veröffentlicht: 2011-08-28T22:00:00+00:00


3.3.2 Körperliche Entfremdung

Charakteristisch ist auch ein mangelndes Gefühl für den eigenen Körper, in dem man nicht wirklich zu Hause ist. Viele Kinder von Müttern, die körperliche Nähe zu ihnen ablehnten und vermieden, schildern ihre tiefe Überzeugung, körperlich abstoßend zu sein, oder den Eindruck, sich in ihrem Körper nicht zu spüren. Sie müssen doch körperlich abstoßend sein, denn sonst hätte die Mutter ja das Bedürfnis gehabt, sie zu berühren. Fremd und unwirklich fühlt sich ein Körper an, der nicht gehalten und nicht berührt wurde. Ich erinnere mich an das eindrückliche Beispiel einer schwangeren Patientin, die immer wieder in großer Sorge war, ob es dem Kind gut ginge. Sie meinte, ein «schlechtes Körpergefühl» zu haben, weshalb sie es sicher gar nicht merken würde, wenn etwas in ihrer Schwangerschaft nicht stimmte. Bei ihnen sei sowieso grundsätzlich der Ehemann für das «Bauchgefühl» zuständig. Wenn sie Angst habe, zum Beispiel, wenn sich das Baby eine Zeit lang nicht bewege, frage sie einfach ihren Mann nach seinem Bauchgefühl. Und wenn der ihr versichere, dass alles in Ordnung sei, dann sei sie beruhigt.

Eine andere, sehr elegante und gepflegte Patientin befürchtete, in der Gegenwart anderer Menschen immer unangenehm zu riechen, egal wie sehr sie sich säuberte und pflegte. Wieder eine andere junge Frau betrieb von Kindheit an Leistungssport, peitschte ihren Körper rücksichtslos von Leistung zu Leistung, von Sieg zu Sieg. Sie tat dies, um die Aufmerksamkeit und Anerkennung ihrer ablehnenden, gefühlskalten Mutter zu finden – was ihr nicht gelang. Mit Mitte zwanzig hatte sie ernsthaft e körperliche Verschleißerscheinungen und konnte auch ihren Sport nicht mehr ausüben. Sie entdeckte dann Yoga für sich, was eine Offenbarung für sie war. Zum ersten Mal fühlte sie ihren Körper und spürte sich in ihm. Rückblickend meinte sie, früher sei ihr Körper für sie eher ein «Ding» gewesen, eine Art Maschine, über die man beliebig verfügen könne. Die verschiedenen Beispiele spiegeln das entfremdete, lieblose Verhältnis zum eigenen Körper, das Kindern körperlich zurückweisender Mütter zu eigen ist.



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