Morton, Kate by Die fernen Stunden

Morton, Kate by Die fernen Stunden

Autor:Die fernen Stunden [Stunden, Die fernen]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-12-09T18:02:36.414000+00:00


Miss Yeats freute sich, mich zu sehen. »So schnell zurück?«, sagte sie mit einer Begeisterung, wie man sie von einer lange vermissten Freundin erwarten würde. »Aber Sie sind ja ganz nass! Sagen Sie bloß, es regnet schon wieder.«

Ich hatte es noch nicht einmal bemerkt. »Ich habe keinen Schirm«, sagte ich.

»Macht nichts. Sie werden schon wieder trocknen, und ich freue mich sehr, dass Sie gekommen sind.« Sie nahm einen kleinen Stapel Papiere von ihrem Schreibtisch und überreichte ihn mir mit einer Ehrfurcht, als wäre es der heilige Gral. »Ich weiß, Sie haben gesagt, Sie hätten keine Zeit, aber ich habe trotzdem noch ein bisschen weitergeforscht — das Pembroke-Farm-Institut«, sagte sie, und als sie merkte, dass ich keinen Schimmer hatte, wovon sie redete, fügte sie hinzu: »Die Schenkung von Raymond Blythe?«

»Ah.« Jetzt erinnerte ich mich wieder. Seit dem Morgen schien eine Menge Zeit vergangen zu sein. »Großartig. Vielen Dank.«

»Ich habe alles ausgedruckt, was ich finden konnte. Ich habe versucht, Sie auf der Arbeit anzurufen, aber Sie waren nicht da!«

Ich bedankte mich noch einmal, überflog die Unterlagen, auf denen die Naturschutzaktivitäten des Instituts aufgelistet waren, tat so, als würde ich die Informationen sehr wichtig nehmen, und steckte sie in meine Umhängetasche. »Ich freue mich schon darauf, das alles genauer zu studieren«, sagte ich. »Aber zuerst muss ich mich um etwas anderes kümmern.« Ich erklärte ihr, dass ich nach Informationen über einen bestimmten Mann suchte. »Er heißt Thomas Cavill. Er war Soldat im Zweiten Weltkrieg, und davor war er Lehrer. Er hat in Elephant and Castle gewohnt und gearbeitet.«

Sie nickte. »Suchen Sie nach etwas Bestimmtem?«

Warum er im Oktober 1941 nicht in Schloss Milderhurst zum Abendessen erschienen war, warum Juniper Blythe in den Wahnsinn getrieben wurde, warum meine Mutter sich weigerte, mir irgendetwas über ihre Vergangenheit zu erzählen. »Eigentlich nicht«, sagte ich. »Alles, was ich finden kann.«

Miss Yeats war eine gute Fee. Während ich mich mit dem Mikrofilmlesegerät herumplagte, die Vorrichtung zur Bildansteuerung verfluchte, die einfach keine kleinen Schritte machen wollte, sondern immer gleich mehrere Wochen übersprang, huschte sie in der Bibliothek herum, kramte, suchte, sammelte Unterlagen. Als wir uns nach einer halben Stunde wieder zusammensetzten, hatte ich kaum mehr als heftige Kopfschmerzen zu bieten, während sie ein kleines, aber ordentliches Dossier zusammengestellt hatte.

Es war nicht viel, erst recht nichts, was mit den Zeitungsartikeln über die Familie Blythe und das Schloss vergleichbar gewesen wäre, aber immerhin war es ein Anfang. Wir hatten eine kleine Geburtsanzeige aus der Bermondsey Gazette von 1916: »CAVILL. - Am 22. Februar brachte Mrs. Thomas Cavill in St. Henshaw einen Sohn, Thomas, zur Welt«, dann einen überschwänglichen Bericht im Southwark Star von 1937 unter der Überschrift »Lehrer gewinnt Lyrik-Preis« und einen Artikel aus dem Jahr 1939 mit einer ähnlich unzweideutigen Überschrift: »Lehrer meldet sich zum Kriegsdienst«. Der zweite Artikel enthielt ein kleines Foto mit der Unterschrift »Mr. Thomas Cavill«, aber die Kopie war so schlecht, dass ich nicht viel mehr erkennen konnte, als dass es sich um einen jungen Mann mit Kopf und Schultern handelte, der eine britische Armeeuniform trug. Das



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