Mond über Eikaberg by Torill Thorstad Hauger

Mond über Eikaberg by Torill Thorstad Hauger

Autor:Torill Thorstad Hauger [Hauger, Torill Thorstad]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2015-08-14T00:00:00+00:00


* * *

Mein Leben veränderte sich ganz und gar, nachdem der kleine Simon ins Haus gekommen war. Nun hallten alle Räume von Geplapper, Gelächter und kleinen Füßen wider, die überall herumstapften, auf dem Boden stapelten sich die Holzklötze, und auf dem Tisch lagen Brotkrümel und verschüttete Milch.

Anfangs weinte er oft und fragte nach seiner Pflegemutter, und ich spürte, wie ich mich jedesmal, wenn er ihren Namen nannte, verletzt fühlte. Als Frau Sigrid uns das erste Mal besuchte, versuchte ich mich fernzuhalten, denn sobald der Kleine sie sah, lief er auf sie zu und warf sich mit solchem Jubelschrei in ihre Arme, daß der Raum davon widerhallte. Frau Sigrid küßte und drückte ihn an sich und wischte sich selbst die Tränen aus ihrem runden Gesicht, und als sie sich endlich hinsetzen konnte, zog sie ein Holzpferd hervor, das sie in einem Tuch unter dem Arm verborgen hatte. Ihr Mann hatte es für den Jungen geschnitzt. Eine schön bestickte Decke hatte das Pferd auf dem Rücken, und kleine, glänzende Hufeisen an den Füßen. Später brachte Frau Sigrid noch einen Sattel, und zum Schluß einen stolzen Reiter, der auf dem Pferderücken sitzen konnte. Simon spielte mit Pferd und Reiter und ließ es im Zimmer herumtraben, aber wenn Frau Sigrid gehen wollte, wiederholte sich immer die gleiche Szene. Er klammerte sich an sie und war vollkommen untröstlich, wenn sich endlich die Tür hinter ihr schloß und sie das Haus verlassen hatte. Wenn er nach langer Zeit einschlief, war sein kleines Gesicht rot und angeschwollen vom Weinen. Einmal hatte Sigrid besonders lange bei ihm gesessen, ihn auf dem Schoß gewiegt und ihm lustige Geschichten erzählt. Als sie schließlich gegangen war, hatte er mit seinem Kopf gegen die Tür geschlagen und gerufen: 'Mutter! Mutter! Komm zurück, Mutter!'

Ich lief zu ihm und versuchte ihn wegzuziehen. 'Sie ist nicht deine Mutter! Ich bin deine Mutter!'

Das traf ihn. Seine Augen funkelten vor Wut. 'Du bist nicht meine Mutter. Sigrid ist meine Mutter!'

Ich spürte etwas Wildes, Zerberstendes in mir aufsteigen. Ich packte den Jungen und schüttelte ihn. Ich schrie ihn an, und die Worte waren hart und böse. Ein roter Nebel trat mir vor die Augen. Und mitten in dem Nebel sah ich einen ängstlichen kleinen Jungen, der mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen dastand.

'Sunniva, Sunniva, besinne dich!'

Driva kam angelaufen. Wortlos nahm sie den Jungen auf den Arm. Sie drückte ihn an sich und hielt ihn fest, bis er sich beruhigt hatte und die Tränen versiegt waren.

In dieser Nacht schlief ich nicht. So viele schmerzliche Gedanken gingen mir im Kopf herum. Immer noch haßte ich den Mann, der mir einst in der dunklen Gasse Gewalt angetan hatte. Daß ich jedoch dieses Kind lieben würde, daß ich mich nach seiner Liebe mehr als nach allem anderen sehnen würde, das kam so unerwartet über mich, daß es mich nur verwunderte.

Nie, nie hatte ich ihn erschrecken wollen. Doch es war, als hätten die Kräfte der Finsternis mit ihrer Eifersucht in mir eine Behausung gefunden. Auch Driva beneidete ich. Driva war aus dem



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