Mitternachtsregen (German Edition) by Samuel Barbara

Mitternachtsregen (German Edition) by Samuel Barbara

Autor:Samuel, Barbara [Samuel, Barbara]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: AmazonCrossing
veröffentlicht: 2015-01-21T05:00:00+00:00


Die schräg angeordneten Parkplätze vor dem Dome’s Café waren allesamt mit Pick-ups, Nutzfahrzeugen und anonymen weißen Wagen mit den Namen verschiedener Regierungsbehörden auf den Seiten belegt. »Vielleicht war das eine schlechte Wahl fürs Mittagessen«, sagte Blue, während er mit seinem Pick-up um den Block fuhr. »Ich hätte daran denken müssen, etwas früher loszufahren. Zurzeit kommt einfach jeder zum Mittagessen her.«

Er bog abermals um eine Kurve. Eine hochgewachsene schwarze Frau mit prägnanten Gesichtszügen lief durch die warme Mittagssonne, und Ellie bewunderte ihre Wadenmuskeln. Blue hupte und steckte den Kopf aus dem Fenster, um der Frau zuzuwinken. Sie legte mit ironischer Miene den Kopf schief und wackelte mit den Fingern, dann schüttelte sie den Kopf.

Blue lachte. »Du liebst mich doch auch, Schätzchen.«

»Träum weiter!«, rief sie zurück, doch Ellie sah den Anflug eines Lächelns, das die Frau zu verbergen suchte.

»Das ist Rosemarys jüngste Schwester«, sagte Blue.

»Ah. Die habe ich noch nicht kennengelernt.«

Er fuhr auf einen Parkplatz in der Nähe von Rosemarys Buchhandlung. »Sie arbeitet im Gericht. Vor ein paar Jahren hatten wir einen furchtbaren Streit wegen der Straße zu Gwens Haus.«

»Warum?«

»Tja, diese Angelegenheit hat ihren Ursprung in der traurigen Geschichte dieses Landes. Nach der Emanzipation hinterließ ein schuldgeplagter Sklavenhalter Gwens Familie das Grundstück, auf dem Gwen jetzt lebt.«

»Das war dann ein Verwandter von dir?«

Er nickte. »Allerdings. Mein Urururgroßvater Ambrose Reynard. Allen Berichten zufolge muss er ein richtiger Mistkerl gewesen sein. Es gab keine Frau, die er nicht verführt hätte – ob weiß, schwarz, frei oder versklavt oder armes Gesindel. Ganz egal. Er verteilte seine Nachkommen über das ganze Land.«

Ellie verkniff sich einen Vergleich. Blue hielt ihr die Tür auf. Er musste ihren boshaften Gedanken erraten haben. »Sag’s nicht«, meinte er grinsend. »Wie auch immer, ein paar von ihnen bekamen das Land, aber sie verloren es, und die Urkunden waren ein einziges Chaos. Mein Vater hat vor seinem Tod alles mit Gwen arrangiert.«

»Ist sie mit Rosemary verwandt?«

»Entfernt. Eine Nichte vierten Grades oder so.«

»Dann ist sie auch mit Mabel verwandt?«

Er zog die Mundwinkel nach unten. »Ich glaube nicht. Mabel war die Schwester von Rosemarys Vater, richtig? Das Land kam über ihre Mutter in die Familie.«

Ellie blinzelte. »Kompliziert.«

»Hier auf dem Land ist das ganz normal, Süße.«

Er hielt ihr die Tür auf, und sie schlüpfte unter seinem Arm hindurch in den gedämpften Lärm im Dome’s. Ein fröhlicher Country-Song lief und verlieh dem tiefen Gemurmel der Dutzenden, hauptsächlich männlichen Stimmen, die sich beim Mittagessen unterhielten, eine ausgelassene Note. Zwei Kellnerinnen eilten zwischen den Tischen hin und her, aber wenn sie mit den Gästen sprachen, nahmen sie sich Zeit und blieben stehen, um zu scherzen und sich nach den Kindern zu erkundigen. Ellie beobachtete eine Kellnerin, die, als sie einen älteren Mann mit seinen Freunden an einen Tisch führte, den Salzstreuer vom Tisch nahm und in die Tasche steckte. Der alte Mann protestierte, aber Ellie sah ihm an, dass er sich freute, so umsorgt zu werden.

Ein Mann, der einen leichten Leinenanzug trug und auf einem Zahnstocher kaute, kam mit seiner Rechnung an den Tresen. »Blue Reynard«, sagte er herzlich, und sein Lächeln entblößte große, weiße Zähne.



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