Mitosis by Sanderson Brandon

Autor:Sanderson, Brandon [Sanderson, Brandon]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2015-10-25T16:00:00+00:00

4

WÄHREND ICH DAHINSTOLPERTE, zerriss ich mein Hemd und wickelte es mir um den Arm. Dann presste ich die Hand wieder auf die Wunde in der Seite. Endlich erreichte ich die Treppe, die hinunter zum Fluss führte. Ich sah mich über die Schulter um.

Sie kamen wie eine Woge, eine Brandung identischer Gestalten, die über die Straße rannten.

Fluchend humpelte ich die Treppe hinunter. Trotzdem, im Grunde lief es gut. Auf eine schreckliche Weise gut. Solange Mitosis hinter mir her war, konnte er niemand anderem wehtun oder gar versuchen, die Stadt zu übernehmen.

Als ich das untere Ende der Treppe erreichte, trafen oben die ersten Klone ein. Einige sprangen über das Geländer und setzten über die ersten Stufen hinweg, um mich schneller zu erreichen, andere stiegen Stufe für Stufe herab.

Ich rannte zu einigen Löchern, die direkt über dem Fluss in eine Wand gebohrt waren. Es handelte sich um Belüftungsschächte der Substraßen. Sie waren gerade groß genug, um hineinzukriechen, boten aber nicht viel Bewegungsfreiheit. Kurz vor den Klonen erreichte ich eine Öffnung und stieg hinein. Mit einem Tritt wehrte ich eine Hand ab, die nach meinem Fuß greifen wollte. Mühsam drehte ich mich mit dem Gesicht zur Öffnung herum und floh rückwärts in die Dunkelheit.

Vor der Öffnung drängten sich die Klone und verdeckten das Licht. Einer hockte sich hin und sah mich an. »Schlau«, sagte er. »Du fliehst an einen Ort, zu dem immer nur einer von mir vordringen kann. Dummerweise sitzt du damit auch in der Falle.«

Ich zog mich weiter zurück. Allmählich verließ mich meine Kraft, und die vom Blut glitschigen Hände fanden keinen Halt auf dem Metall.

Mitosis kroch in den Schacht und näherte sich drohend.

Viele Epics betrachteten sich selbst als Raubtiere, die der Menschheit einen Schritt voraus waren. Der Gipfel der Evolution. Nun, das war idiotisch. Die Epics waren den Menschen keineswegs überlegen. Wenn überhaupt, dann waren sie weniger zivilisiert und handelten mehr aufgrund von Instinkten. Ein Rückschritt.

Das hieß allerdings nicht, dass ich keine Angst hatte, als diese dunklen Gestalten auf mich zukamen. Ich steckte langsam verblutend mit einer mörderischen Meute in einem endlosen Tunnel.

»Du wirst mir jetzt die Wahrheit sagen.« Mitosis rückte näher. »Ich prügle sie aus dir heraus, Menschlein. Ich will wissen, wie Steelheart wirklich gestorben ist.«

Im Zwielicht suchte ich seinen Blick.

»I wanna kiss you«, rief ich. »Like the wind kisses the ra-i-ain!«

Ich brüllte das Lied so laut ich konnte. Tia hatte es vorher gespielt, und ich hatte mir den Text gemerkt, obwohl ich sehr damit beschäftigt gewesen war, erst erwürgt und dann erschossen zu werden. Ich hatte den Song schon als Kind gehört, er war immer wieder im Radio gelaufen, bis ich und alle anderen ihn gründlich satt hatten.

Mitosis zerschmolz vor mir. Schwer atmend hielt ich inne, während ein zweiter Klon über den hinwegkroch, den ich geschmolzen hatte.

»Hübsch«, knurrte er. »Wie lange kannst du singen, Menschlein? Wie fühlst du dich? Ich rieche dein Blut, es …«

»I’m gonna miss you«, rief ich. »Like the sun misses the ra-i-ain!«

Er schmolz.

»Dir ist doch klar, dass ich jetzt alle Menschen in der Stadt töten muss«, verkündete der nächste.

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