Mit euch an meiner Seite by Pippa Watson

Mit euch an meiner Seite by Pippa Watson

Autor:Pippa Watson [Watson, Pippa]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7325-3055-7
Herausgeber: Bastei Lübbe AG
veröffentlicht: 2016-12-16T23:00:00+00:00


Tobey

Vier Jahre war es jetzt schon her. Wieder einmal ein ausverkauftes Konzert vor vollem Haus. Die Halle tobte bereits, obwohl noch die Vorgruppe spielte.

Der Großteil der Band hatte die Garderobe bereits verlassen. Die Jungs warteten hinter der Bühne auf den Moment, in dem sie ins Scheinwerferlicht hinauslaufen konnten.

Ich saß an einem der Schminktische und starrte auf die blank gescheuerte Fläche, auf der unzählige Puderdosen und Haarsprayflaschen ihre Spuren hinterlassen hatten.

Still für mich ging ich noch einmal den Ablauf des Konzerts durch. Die anderen wussten, dass ich kurz vor einem Auftritt Ruhe brauchte. Ich war die erste Stimme der Taking Chances. Und auch wenn wir alle gleichwertige Teile des Ganzen waren, hing von mir doch einiges ab.

Wenn ich den Blick hob, sah ich im Spiegel hinter mir Patrick und Angelina vor den Kleiderstangen sitzen. Patrick hatte einen Arm um sie gelegt, und sie lehnte an seiner Schulter, wie in alten Zeiten.

Those glory days

I can’t forget

How easy and joyful

Love without regret

Patrick fing meinen Blick auf. Ein Zwinkern unter besten Freunden. Noch vor sechs Wochen, direkt vor dem Start der Tournee, hatte alles nach einem Ende zwischen Patrick und Angelina ausgesehen.

Er war seit jeher der Mädchenschwarm der Band. Wo auch immer wir auftauchten, rissen sich die Groupies um ihn, und Patrick hatte stets mit beiden Händen zugegriffen. Schon mit Mitte zwanzig war die Liste seiner Eroberungen so lang, dass sogar er selbst den Überblick komplett verloren hatte.

Angelina schien zunächst nur ein weiterer Name auf dieser Liste zu sein. Doch dann lief es irgendwie anders. Wir waren sechsundzwanzig, die beiden waren jetzt schon ein Jahr zusammen, und Patrick ließ auf einmal die Finger von anderen Frauen. Das war ein einsamer Sieg, den noch keine vor ihr errungen hatte.

Als es vor ein paar Wochen also gekriselt hatte, hatte Patrick das zur Verwunderung der meisten seiner Freunde überhaupt nicht verkraftet.

Nun flüsterten die beiden miteinander. Küssten sich. Dann stand Patrick auf. »Brauchst du noch ein paar Minuten?«, fragte er.

Ich nickte, und Patrick ging hinaus, Angelina eine letzte Kusshand zuwerfend. Die Tür fiel ins Schloss, und Angelina und ich waren allein. Wir saßen zu beiden Seiten der großen Garderobe. Sahen uns an. »Wann wollen wir es ihm endlich sagen?«, flüsterte Angelina.

»Schscht«, machte ich und war mit einem einzigen Schritt bei ihr. In ihren großen blauen Augen glitzerte es.

»Wir müssen das Tour-Ende abwarten«, sagte ich eindringlich. »Das haben wir doch alles besprochen. Er könnte keinen einzigen Gig mehr durchziehen.«

»Aber was wir hier machen, ist doch krank«, flüsterte Angelina. Und mir war klar, dass sie recht hatte.

Wir hatten all das nicht gewollt, aber das machte es nicht besser. Anfangs war Angelina für mich wirklich nur Patricks neue Freundin gewesen. Verdammt hübsch natürlich. Aber unter uns Jungs galten Tabus, und zwischen Patrick und mir erst recht. Wir kannten uns seit der Schulzeit, hatten die Taking Chances gemeinsam ins Leben gerufen. Nie im Leben hätte ich ihm etwas antun wollen. Wir waren fast wie Brüder.

Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich es zum ersten Mal gespürt hatte. Ob es Angelina war, die zum ersten Mal den Blick länger hielt, oder ich selbst.



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