Mit dem Mut zur Liebe by Hera Lind

Mit dem Mut zur Liebe by Hera Lind

Autor:Hera Lind [Lind, Hera]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Dresden,

einige Wochen später

U

nd dann hast du was getan?«

Jo starrte mich an und knetete ihre Hände. Wir lagen nebeneinander im Bett in der elterlichen Mansardenwohnung und hatten gerade leidenschaftlich unser Wiedersehen gefeiert.

»Ich habe meine Rückreise in Brünn unterbrochen, um mir dort ein Paddelboot zu kaufen.«

»Ein Paddelboot.« Sie warf sich auf die Seite und stützte den Ellbogen auf.

»Na ja, so ein Gummiboot zum selber aufpusten, es ist winzig, aber wir beide passen hintereinander rein. Schau, so.« Ich kuschelte mich rückwärts an sie und umgriff von hinten ihre Handgelenke, um im Bett zu paddeln. »Der kleine Häwelmann ist auch mit seinem Bett davongerudert, bis zum Mond.«

»Dieto, wann wirst du endlich erwachsen?«

»Bin ich das nicht? Habe ich es dir nicht gerade erst bewiesen?«

Wie immer waren meine Eltern ins Kino gegangen, um meiner geliebten Jo und mir die ersten Stunden meiner Rückkehr privat zu überlassen. Sie lauschten zwar immer höchst interessiert meinen lebhaften Erzählungen, aber so viel Taktgefühl und Anstand hatten sie, dass sie erst mal den Faun-Palast beglückten. Und außerdem erinnerten sie sich an die Zeiten, in denen sie selbst voneinander getrennt gewesen waren, durch den schrecklichen Krieg.

Nachher würde ich eben alles noch einmal erzählen. Nachher!

»Also noch mal von vorn …« Jo löste sich aus meiner Umarmung und stützte wieder den Ellbogen auf. »Wo hast du denn das Paddelboot gelassen? Das ist doch höchst verdächtig! Du reist doch sowieso schon mit deinem ganzen Requisiten-Gepäck?«

Das stimmte! Mein gesamtes Equipment, mein Bühnenoutfit, meine Kulissen, meine Requisiten und meine Keulen, Bälle, Hüte und Whiskeyflaschen, mit denen ich jonglierte, schleppte ich ja stets auf meinen komplizierten Zugreisen in mehreren großen Koffern mit. Bei den überfüllten Zügen in der DDR und in den kommunistischen Bruderländern konnte es besonders im Sommer vorkommen, dass ich sechs bis acht Stunden im Gang stand, wenn ich es überhaupt in den Zug schaffte. Denn meine kostbaren Utensilien konnte ich keine Sekunde aus den Augen lassen. Wenn nur ein kleines Detail fehlte, konnte ich meine gesamte Show vergessen.

»Liebste Jo, ich habe in Zagreb im Hotel Esplanade ein ganz entzückendes Pärchen kennengelernt: Ivo und Hella.« Ich wickelte die Decke um ihren schlanken Körper, weil sich eine Gänsehaut auf ihren Armen gebildet hatte. »Ivo arbeitet als Kellner dort, und er spricht ein österreichisch gefärbtes Deutsch, ebenso seine Frau Hella. Ich habe mich mit ihnen angefreundet, und die beiden haben nicht nur mein Erspartes in mehreren Westwährungen für mich aufbewahrt, sondern auch das Schlauchboot in einem Koffer.«

»Bist du sicher, dass du ihnen vertrauen kannst?« Johanna fröstelte trotz Decke in meinen Armen. »Dieto, du bist immer so vertrauensselig und naiv!«

»Ich habe tausendzweihundert Deutsche Mark West in allen erdenklichen Westwährungen, Lira, Schilling, englisches Pfund und Deutsche Mark gespart, die ich alle illegalerweise von ausländischen Touristen gegen jugoslawische Dinar gekauft habe. Auch Ivo hat für mich Devisen besorgt.«

»Aber das ist doch für Privatpersonen strengstens verboten!«

»Jo, glaube mir! Das fällt in einem so großen Hotel mit Spielcasino gar nicht auf!«

Ungläubig schüttelte Jo den Kopf. »Du lässt dein gesamtes Erspartes bei fremden Menschen?«

»Sie sind meine Freunde, Jo.«

»Und wenn sich dein Ivo und seine Hella deine Kohle unter den Nagel reißen?«

»Tun sie nicht.



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