Mit Chic Charme und Chanel by Kelk Lindsey

Mit Chic Charme und Chanel by Kelk Lindsey

Autor:Kelk Lindsey
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: E Books der Verlagsgruppe Random House
veröffentlicht: 2010-12-15T23:00:00+00:00


Obwohl ich am liebsten in meinem Hotelzimmer geblieben wäre, wollte ich einen weiteren Streit mit Jenny vermeiden und ging deshalb anstatt ins Bett an meinen Schrank und holte mein schwarzes Kerrigan-Seidenkleid heraus. Jenny hatte vermutlich recht. Sicherlich hatte inzwischen eine echte Berühmtheit irgendwelche Scheiße gebaut und meinen Platz auf der ersten Seite von Perez eingenommen. Das Kleid war perfekt: locker fallende schwarze Seide mit einer pinkfarbenen Schärpe, die locker um meine Taille gebunden wurde. Es war hübsch, aber keineswegs sexy, und wenn ich flache Schuhe dazu trug, anstatt der Wolkenkratzerabsätze, zu denen Jenny mich beim Kauf überredet hatte, war es sogar sittsam. Ich kämmte meine Haare, trug etwas Rouge und Mascara auf. Passabel und vorzeigbar, aber keinesfalls auf Aufmerksamkeit bedacht.

Was man von Jenny und Daphne nicht behaupten konnte. Als sie in der Lobby auf mich warteten, war ich mir nicht sicher, ob sie es waren oder ob sie sich um eine Rolle als neue Pussycat Dolls in der Bar bewarben. Jennys Haar war zu einer gewaltigen Mähne aufgetürmt, entweder, weil sie es toupiert hatte oder den ganzen Tag mit offenem Verdeck herumkutschiert war, und zu ihrem hinreißend gebräunten Teint trug sie roten Lippenstift, Dreizehn-Zentimeter-Absätze und ein hautenges schwarzes Minikleid aus Leder mit Trichterkragen. Und auch Daphne enttäuschte nicht. Ihr schwarzes Haar war sorgfältig gelockt und festgesteckt (und mit Haarlack fixiert), ihr Make-up makellos im Stil der Fünfzigerjahre. Strümpfe mit Naht, ein unglaublich enger schwarzer Rock mit dazu passender weißer Bluse, dazu ein roter Kunstledergürtel um ihre Wespentaille vervollständigten einen Look, den nachzuahmen ich nicht mal hoffen konnte. Ich konnte mich schon glücklich schätzen, wenn ich es schaffte, Eyeliner aufzutragen, ohne dabei zu erblinden – wie konnte sie sich darin nur bewegen?

»Ihr seid beide sehr hübsch«, presste ich heraus und fühlte mich, als wäre ich im Pyjama auf der Schulparty erschienen. »Mir war nicht klar, dass wir uns heute in Schale werfen.«

»Ist das nicht unglaublich?« Jenny drehte sich vor mir im Kreis.

»Ich wusste, dass es dir gefallen wird, es ist Marc Jacobs. Daphne hat es sich für ihre morgige Fotosession ausgeliehen. Aber du trägst gar nicht deine Miu Mius?«

Ich schüttelte den Kopf und warf einen zweifelnden Blick auf meine ramponierten Ballerinas.

»Kerrigan-Kleid?«, fragte Daphne und musterte mich kritisch. »Hübsch.«

Ich nickte und hatte Mühe, mir meine Ehrfurcht vor Daphne nicht anmerken zu lassen. Schon wieder. Aber ja doch, mich vor einem Filmstar zu übergeben und mich dann am Strand rittlings auf ihn zu setzen war kein Problem für mich, aber vor einem richtig erwachsenen Mädchen war ich völlig verloren. Ich hatte immer eins dieser Mädchen sein wollen, die wie aus einem Guss waren und mit nur einer kleinen Unterarmtasche auf hochhackigen Schuhen durchs Leben glitten, und keins der Mädchen, die in Bikerstiefeln herumtrampelten, ihre Schultasche in der Subway fallen ließen und dabei ihre Tampons in der Gegend verstreuten. Doch das stand für mich nicht in den Karten. Und dann fiel mir ein, dass Daphne ›es mit Jungs für Geld machte‹, und ich wusste gar nicht mehr, wo ich hinschauen sollte.

»Wohin gehen wir denn?«, fragte ich und folgte den Glamazonen hinaus zum Wagen.



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