Meine Sicht der Dinge by Will Davis

Meine Sicht der Dinge by Will Davis

Autor:Will Davis
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: gay, schwul, Roman, Commig-Out, Boys, jung, Liebe, Coming of age, Pubertät, Schule, Jugend, Jungs
Herausgeber: Bruno Gmünder
veröffentlicht: 2013-11-15T00:00:00+00:00


15

Jetzt machen wir einen kleinen Zeitsprung zurück. Mum hat sich eine neue Sperrstundentaktik ausgedacht: Sie sagt, ich kann am Wochenende ausgehen, muss aber spätestens vor Mitternacht wieder zu Hause sein. Außerdem will sie einen ausführlichen Bericht darüber, was ich vorhabe, und sie sagt, dass sie mich mitten am Abend anrufen wird, um zu überprüfen, ob ich auch wirklich dort bin, wo ich gesagt habe, und das ist nun echt extrem bescheuert. Jedenfalls weiß sie von Marys Party, weil an der Schule ein Riesenrummel darum gemacht wird und anscheinend irgendwie jeder hinwill, und sogar die Lehrer und Eltern haben davon Wind gekriegt.

Al braucht circa ein Jahrhundert, bis sie fertig ist. Als sie endlich runterkommt, nachdem sie mich in dieser extrem peinlichen Situation mit ihrer Mutter alleingelassen hat (die quasselt die ganze Zeit über nur von der Schule und gibt acht, dass zwischen ihr und mir immer ein Meter Abstand herrscht), trägt sie einen Minirock, ein tief ausgeschnittenes rotes Oberteil und blonde Haarverlängerungen. Sie hat sogar hohe Absätze. Im Grund ist es genau die Aufmachung, in der Mary und ihre Clique herumdackeln.

'Hey du', sagt Al mit tiefer, kehliger Stimme.

Ich: 'Was versuchst du denn darzustellen?'

Sie: 'Ich wollte einfach mal was anderes probieren.' Das sagt sie so forsch dahin, als hätte sie sich über Nacht einer dramatischen Veränderung unterzogen: vom Mauerblümchen zur Schönheitskönigin.

'Liebling, willst du wirklich dieses Oberteil anziehen?', fragt Mrs Rutland nervös.

Al winkt ab, und dann brechen wir zur Party auf. Den ganzen Weg über hibbelt sie herum, als würde sie jeden Augenblick ein Rad schlagen. Ich bin überzeugt, dass das Ganze total langweilig wird, aber sie ist voller Vorfreude, weil sie sonst nie zu den Partys dieser Clique eingeladen ist. In letzter Minute frage ich sie: 'Bist du dir sicher, dass du da hinwillst?' Sie besteht darauf und sagt, sie würde mir nie verzeihen, wenn ich ihr diese großartige Gelegenheit vermassele. Welche Gelegenheit – dass sie sich danach wahrscheinlich für den Rest ihres Lebens unsicher fühlen wird?

Marys Elternhaus liegt in Kensington und sieht ziemlich nobel aus. Sobald wir die Einfahrt hineingehen, kann man das übliche Gejohle und Gelächter hören, und mir wird klamm ums Herz bei der Vorstellung, mich all dem auszusetzen. Aber jetzt sind wir nun mal hier, also gehen wir weiter. Auf der Terrasse sitzen ein paar ältere Schüler, die ich noch nie gesehen habe, trinken Bier und rauchen einen Joint und fungieren gleichzeitig als Türsteher. Sie machen mir ein wenig Hoffnung, dass vielleicht auch ein paar ansatzweise coole Leute hier sind, also lasse ich mich nicht unterkriegen. 'Wir sind Freunde von Mary', sage ich; sie lächeln und nicken und winken uns rein.

Kaum sind wir durch die Tür, da hängt Mary auch schon an mir dran. Sie hat wahrscheinlich am Fenster nach mir Ausschau gehalten wie die Heldin in einem viktorianischen Roman. Sie taucht aus dem Nichts auf und lächelt dieses Lächeln, das auch ohne Licht total blendend ist, und umklammert dann meinen Arm. Sie trägt ein schwarzes Glitzertop, aus dem ihre Brüste quasi herausquellen. Ohne Aufschub zerrt sie mich in Richtung der Musik.



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