Meine beiden Leben - Die Hexenjagd (German Edition) by J. J. Winter

Autor:J. J. Winter [Winter, J. J.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-07-02T22:00:00+00:00

***

Kurz vor Mitternacht gab Jess die ersten Lebenszeichen von sich. Um zu verhindern, dass sie sich erschreckte, wenn sie in einer fremden Umgebung aufwachte, hatte Christoph sie in ihrer beider Schlafzimmer gebracht.

Außer Orario, Estephan, Christoph, Santos und Noe war niemand im Raum. Carla und Ramos waren noch nicht von ihrem Kurztrip zurückgekehrt. Seit drei Tagen genossen sie nun schon das Nachtleben in Sevilla. Benedicto hatten ihnen angeboten, sein Landhaus dort ein paar Tage zu nutzen, als Entschädigung für Carlas Gefangenschaft in seinem Club. Estephan hatte beschlossen, ihnen nichts von den Vorkommnissen um Jess zu berichten. Es hätte nichts gebracht. Saphira hatte man eines der Zimmer zugewiesen, wo sie nun ebenfalls schon seit zwei Stunden schlief.

Heftig blinzelnd öffnete Jess die Augen und blickte um sich. Christophs Gesicht war das Erste, was sie erkennen konnte. Erleichtert schloss sie für einen Moment die Augen und flüsterte: „Es ist vorbei.“

„Ja, mein Engel, du hast es wieder einmal geschafft“, hauchte er zart und küsste ihre Stirn. Estephan tauchte mit einer Schüssel Wasser und frischen Tüchern auf und Christoph schickte sich an, die unzähligen Schrammen und Verletzungen zu säubern, nachdem sich Orario endlich von ihr gelöst hatte.

„Christoph“, flüsterte Jess matt. Obwohl sie die letzten beide Tage im Bett verbracht hatte, fühlte sie sich, als hätte sie jede einzelne Minute in der Welt des Henkers tatsächlich erlebt. Müde und zerschunden wie sie war, wäre sie am liebsten augenblicklich in die Dunkelheit abgedriftet. Aber zuvor gab es noch etwas Wichtiges zu erledigen, oder besser gesagt zwei Dinge.

„Tu das bitte nicht hier. Ich weiß, du hast kein Problem damit. Du würdest einfach jeden töten, der mich zu lange ansieht. Aber ich bin nicht du. Mir ist es peinlich, ständig halb nackt in der Gegenwart von eigentlich fremden Männern aufzuwachen.“ Liebevoll blickte sie in sein verwundertes Gesicht. „Ich bin altmodisch und der Meinung, dass meine Unterwäsche nur mich und meinen Ehemann etwas angeht.“

Allmählich verstand Christoph ihren Einwand und lächelte verschmitzt.

„Außerdem wird Raphael gleich hier auftauchen. Bitte erspare mir das.“

Irritiert und aufgewühlt drehte sich Christoph in Richtung Tür, dann zum Fenster. Sein Blick glitt zu Jess zurück, als er spürte, wie sie ihre Hand in seine Hosentasche schob und sein Handy hervorholte.

„Raphael, wir müssen reden. Ich bin in Matadepera.“ Jess‘ Stimme wurde mit jedem Wort schwächer. Es strengte sie zu sehr an. Dennoch machte sie weiter. „Estephan, würdest du bitte das Fenster für mich öffnen?“

Alles andere als erfreut nahm Christoph es hin. Als er in seinem Rücken spürte, dass Raphael sich bereits näherte, griff er nach seiner Liebsten, hob sie hoch, schlug die Decke zur Seite und bettete sie sittsam darunter. Mit einem dankbaren Lächeln versank Jess für ein paar kostbare Sekunden in seinen magischen Augen.

Rauch drang durchs Fenster und sammelte sich in einer Ecke. Noe machte sich zum Angriff bereit. Raphael manifestierte sich und verschaffte sich einen ersten Überblick. Dann fiel sein Augenmerk auf Jess‘ blutverschmiertes Gesicht, ihren Körper, der in ein Laken eingeschlagen auf dem Bett lag.

„Was ist hier los?“, wollte er augenblicklich wissen und hastete mit zwei großen Schritten auf sie zu.

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