Mein Mann, mein Haus … by Diegelmann Stefanie

Mein Mann, mein Haus … by Diegelmann Stefanie

Autor:Diegelmann, Stefanie [Diegelmann, Stefanie]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783832187927
Herausgeber: Dumont
veröffentlicht: 2015-05-20T00:00:00+00:00


Sechs

»Können Sie gerade reden?« Wenn ein Telefongespräch so beginnt, ist entweder der Headhunter oder der Bankberater dran.

»Ja, um was geht’s?« Schnell ziehe ich das braune Strickkleid über meinen Kopf, das ich gerade bei Zara in der Umkleidekabine anprobiere. Und überlege dabei krampfhaft, ob mein Dispokredit schon wieder überzogen ist.

»Stenström hier.« Ich atme erleichtert auf. Herr Stenström ist Makler der renommierten Firma »Stengel & Hölzer – Ihr Partner für Immobilien im gehobenen Segment« und ruft mich regelmäßig an, um mir seine neuesten Errungenschaften anzubieten.

»Ich hätte da was ganz Besonderes für Sie.« Herrn Stenströms Stimme klingt geheimnisvoll, ja fast schon unanständig, wie die eines Drogendealers, der mir gerade seinen brandneuen Stoff aus Südamerika unter der Hand anbieten möchte.

»Ein Traumobjekt, wie es nur alle paar Jahre auf den Markt kommt.«

Na, jetzt bin ich aber gespannt. Ich setze mich auf die kleine Ablage in der Umkleidekabine.

»Ein ehemaliges Kutscherhaus. Mitten in der Stadt gelegen und trotzdem ruhig. Dazu ein verwunschener Garten. Wenn ich könnte – ich würde es sofort selbst kaufen.«

Herr Stenström kennt mich. Er weiß genau, wie er mich neugierig machen kann.

Okay, »kennen« ist vielleicht etwas übertrieben. Denn tatsächlich haben Herr Stenström und ich uns noch nie gesehen. Wir telefonieren immer nur. Und trotzdem sind wir uns schon ziemlich vertraut.

Ein Kutscherhaus. Ruhig, mit verwunschenem Garten und auch noch mitten in der Stadt. Dazu Herrn Stenströms dezenter Hinweis, dass er es selbst am liebsten kaufen würde – mein »Must-have-Instinkt« ist sofort aktiviert.

Ja, ich geb’s zu, ich bin verführbar. Und jeder gut geschulten Verkäuferin, die mir vorlügt, dass es dieses Kleid, das ich gerade anprobiere, nur noch einmal in meiner Größe gibt und es mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit innerhalb der nächsten Stunde verkauft sein wird, glaube ich aufs Wort.

Das erste Mal, dass Herr Stenström und ich miteinander telefonierten, liegt schon eine ganze Weile zurück. Es hat geschneit. Das weiß ich noch. Und das Ende April! Zu einer Zeit also, in der ich sonst schon längst ohne Strümpfe und in offenen Riemchensandalen unterwegs war. Ich finde ja, es gibt kein schöneres Gefühl, als nach einem langen, kalten Winter zum ersten Mal wieder mit nackten Füßen in seine Schuhe zu schlüpfen.

Ich kann mich deshalb noch so gut an unser Gespräch erinnern, weil ich gerade mit Martin am Frühstückstisch saß und er mich mit abschätzigem Blick auf meine verbeulte Jogginghose, dicken Wollsocken und meinen Uralt-Pulli fragte, ob ich nicht morgens mal was anderes als diesen »Putzfrauen-Look« tragen könnte. Ja, das hat er gesagt. Putzfrauen-Look. Zu mir. Ich meine, ich sage zu ihm ja auch nicht, dass er in seiner alten ausgeleierten Cordhose, die er immer zu Hause trägt, wie ein frühzeitig pensionierter Erdkundelehrer aussieht. Aber egal, das ist ein anderes Thema. Es muss also am Wochenende gewesen sein, da wir unter der Woche nicht miteinander frühstücken. Da trinkt er immer nur schnell einen Espresso im Stehen. Wie die Italiener. Einen Caffè Doppio – aus seiner La-Pavoni-Espressomaschine, die er zusammen mit seiner 70er-Jahre-Kugellampe, die aussieht wie ein verstaubtes Ufo, in unsere Ehe eingebracht hat.

Ich hatte gerade mein iPad angeschaltet und war



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.