Mörderischer Freitag by French Nicci

Mörderischer Freitag by French Nicci

Autor:French, Nicci [French, Nicci]
Die sprache: eng
Format: epub
veröffentlicht: 2015-09-21T00:00:00+00:00


18

Reuben gab ein Abendessen. Josef war natürlich auch da, weil er ja bei Reuben wohnte. Er zahlte zwar keine Miete, hielt aber das Haus in Schuss, kaufte den Wodka und bereitete die meisten ihrer Mahlzeiten zu. Die übrigen Gäste waren Sasha, Jack Dargan, Friedas Schwägerin Olivia und ihre Nichte Chloë. Chloë hatte eigentlich Ärztin werden wollen, besser gesagt, Olivia hatte für sie vorgesehen, dass sie Ärztin werden sollte. Jetzt aber kam sie gerade von der Berufsschule, weil sie vor Kurzem eine Ausbildung zur Tischlerin und Schreinerin angefangen hatte.

»Das ist nur eine Phase«, erklärte Olivia.

»Ich lerne, wie man Stühle macht«, sagte Chloë, »und Tische. Das ist mehr, als du je geschafft hast.«

Sie und Jack saßen so weit voneinander entfernt wie nur irgend möglich. Die beiden waren eine Weile ein Paar gewesen, dann hatten sie sich getrennt, waren wieder zusammengekommen und hatten sich nun erneut getrennt. Jacks Wangen waren gerötet, und das Haar stand ihm vom Kopf ab, weil er immer wieder nervös mit den Händen hindurchfuhr. Er ignorierte Chloë, während sie ihn hin und wieder finster anfunkelte oder laute, sarkastische Bemerkungen machte. Olivia hatte sich anlässlich der Einladung schick herausgeputzt: Zu einem lila Rock trug sie jede Menge Modeschmuck aus Kunststoffkügelchen und hatte ihr Haar zu einer komplizierten Hochfrisur drapiert, aus der an mehreren Stellen etwas herausragte, das an Essstäbchen erinnerte. Ihr Lidschatten war grün, ihr Lippenstift rot, und sie war bereits auf dem besten Weg, betrunken und ein wenig weinerlich zu werden. Sie saß neben Reuben und schilderte ihm, wie sie kürzlich in Friedas Haus auf dem Sofa gesessen und geheult habe. »Wie ein Baby«, fügte sie hinzu. Reuben tätschelte ihr tröstend die Hand, ehe er ihr nachschenkte. Einzig und allein Sasha wirkte sehr schweigsam.

Josef hatte viel zu viel gekocht. Er hatte den Großteil des Nachmittags damit zugebracht, Sommerborschtsch mit Gurke und Zitrone zuzubereiten. Außerdem gab es Weizensuppe und seine üblichen Piroggen – pikant und süß.

»Und Holubzi«, sagte er, während er das dampfende Gericht auf den Tisch stellte, »und Pyrischky.«

»Du weißt, dass ich inzwischen Vegetarierin bin?«, fragte Chloë. »Was kann ich essen?«

Josef seufzte schwer enttäuscht. »Es gibt viel Kohl«, erklärte er. »Kohlrouladen und mit Kohl gefüllte Teigtaschen. Und Suppe ohne Fleisch.«

»Aber mit Fisch? Fisch esse ich nämlich auch nicht mehr.«

»Nun wollen wir erst einmal alle auf Frieda anstoßen.«

Er füllte sechs Gläser bis zum Rand mit Wodka und reichte sie herum.

»Auf unsere liebe Freundin!«, verkündete er. Seine braunen Augen leuchteten.

»Auf Frieda«, stimmte Reuben ein.

»Die eine richtige Idiotin ist«, fügte Jack hinzu.

»Auf Frieda«, sagte Sasha leise, als spräche sie mit sich selbst, während sie zwar ihr Wodkaglas anhob, dann aber nur einen ganz kleinen Schluck trank.

»Nachdem wir das nun erledigt hätten …« Reuben wandte sich an Josef. »Also?«

»Was?«

»Ich bin weder blind noch blöd.«

»Wovon sprichst du?«, fragte Josef.

»Von Frieda.«

»Ich weiß nichts«, antwortete Josef, »gar nichts.«

»Du schleichst durchs Haus, verschwindest mitten in der Nacht und führst Telefongespräche im Flüsterton. Außerdem sehe ich es dir immer an, wenn du lügst. Du kannst mir dann nicht in die Augen sehen.«

Josef beugte sich über den Tisch und starrte Reuben an.



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