Märchenprinzen gibt es nicht!? by Constanze Budde

Märchenprinzen gibt es nicht!? by Constanze Budde

Autor:Constanze Budde [Budde, Constanze]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ullstein Buchverlage, GmbH
veröffentlicht: 2015-08-12T16:00:00+00:00


18. Kapitel,

in dem ich mich aus Liebe zum Wahnsinn hinreißen lasse

Von meinem nächsten Dienst holte Julius mich wie immer ab. Es war für uns beide schon eine fest eingerichtete Tradition, dass er kam, um mich nach Hause zu begleiten. Jessy, mit der ich seit Kurzem beide meiner Dienste teilte, beneidete mich ernsthaft darum.

»Du hast so ein Glück, Lene«, sagte sie mir auch an diesem Abend wieder, als Julius das Ring betrat. »Mein Freund hat mich noch nie abgeholt, und dein Julius steht zwei Mal die Woche hier auf der Matte …«

Ich lächelte vergnügt vor mich hin. »Soll ich Julius mal bei deinem Freund vorbeischicken?«, bot ich scherzhaft an.

Jessy winkte ab. »Das nützt nichts. Tom hat ja meistens Frühschicht und braucht seinen Schlaf«, sagte sie seufzend, legte ihre Kellner-Schürze ab und griff nach ihrer Handtasche.

»Also, mach’s gut. Wir sehen uns Freitag!«, rief sie mir zum Abschied zu. Ich nickte, winkte und begrüßte Julius, der geduldig gewartet hatte.

»Alles klar?«, wollte er wissen und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. »Wie war dein Dienst?«

»Gut. Kaum Zwischenfälle«, sagte ich leichtfertig.

Es war ziemlich hektisch gewesen heute Abend, doch sobald Julius an meiner Seite war, vergaß ich das beinahe und es schien mir unendlich weit weg. Julius nahm meinen Kommentar allerdings nicht so leicht, wie ich ihn formuliert hatte.

»Kaum Zwischenfälle?«, fragte er misstrauisch. »Aber ein paar hat es gegeben?«

»Naja«, fing ich ausweichend an, »zwei so Typen kamen schon ziemlich angeheitert zu uns rein und haben sich erst mit ein paar anderen Gästen kurz angelegt. Und als Friedhelm ihnen einen Tisch in meiner Hälfte zugewiesen hat, meinten sie, mir auf der Nase herumtanzen zu können. Sie haben dauernd ihre Bestellung geändert und mich hin- und hergejagt …«

Missbilligend runzelte Julius die Stirn. »Aber ansonsten haben sie dich in Ruhe gelassen?«

»Ja, natürlich«, erwiderte ich. »Wieso? Bist du eifersüchtig?«

Julius schüttelte energisch den Kopf. »Das nicht, ich vertraue dir, dass du dich nicht mit solchen Leuten einlassen würdest. Aber es weckt meinen Beschützerinstinkt.«

»Wie beruhigend«, sagte ich lachend.

»Aber apropos tanzen«, sagte er dann unvermittelt. »Hast du am vorletzten Novemberwochenende schon etwas vor?«

Ich überlegte. Seit das Semester begonnen hatte, war ich mit meinen Terminen noch nicht wirklich durchgeplant. Lediglich meine Dienste und Referatstermine hatte ich in meinen Kalender geschrieben. Für die übrigen Tage fehlte mir bislang das Zeitgefühl.

»Das ist das Wochenende vor dem ersten Advent«, erklärte Julius. »Da findet nicht weit von mir zu Hause im Winterschlösschen ein großer Ball statt, wo alle möglichen Adeligen zusammenkommen.«

»Dann gehöre ich da ja wohl nicht hin«, entgegnete ich feststellend. »Oder darf ich die dänische Königin vertreten?«

»Die wird wohl nicht kommen«, sagte Julius schmunzelnd, »aber Vertretungen gibt es nicht. Ich dachte, du hättest vielleicht Lust, meine Begleitung zu sein.«

Ich schluckte. Mir gefiel es, dass Julius mich dabeihaben wollte, doch das Wort »Ball« verunsicherte mich ziemlich. Eine begeisterte oder gar begabte Tänzerin war ich nie gewesen. Bilder, die ich mal in irgendeiner Boulevardzeitung von solchen Veranstaltungen gesehen hatte, nahmen mir zusätzlich den Atem. Sollte ich Julius tatsächlich dorthin begleiten? Zumal es dort doch sicher vor Fotografen wimmeln würde.



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